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Bild- und Videoanalyse in der Dokumentarischen Methode

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Handbuch Qualitative Videoanalyse

Zusammenfassung

Die Videoanalyse im Rahmen der Dokumentarischen Methode nach Ralf Bohnsack zielt auf den genuin bildlichen Sinn von Bewegtbildkommunikation, der sich nicht unmittelbar in Sprache übersetzen lässt. Es handelt sich dabei um eine latente Bedeutungsebene, die auch Aufschluss über die Habitus der abgebildeten und abbildenden Bildproduzent*innen geben kann, von ihnen aber nicht bewusst hervorgebracht wird. Die Leitunterscheidung von impliziten, nicht- oder vor-sprachlichen Sinngehalten einerseits und expliziten und sprachlichen Sinngehalten andererseits ist für die Dokumentarische Methode konstitutiv. Durch die grundlagentheoretische Verortung der Dokumentarischen Videoanalyse in der Praxeologischen Wissenssoziologie bieten sich innerhalb des gleichen Paradigmas Triangulationsmöglichkeiten mit weiteren Untersuchungsperspektiven ohne methodologischen Bruch.

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Notes

  1. 1.

    Auf den impliziten und unreflektierten Charakter umfassender Weltbilder hat auch Wittgenstein hingewiesen (ders. 1989, § 94/95).

  2. 2.

    Implizit findet sich somit bereits in Panofskys Ikonographie-Ikonologie-Modell die Vorstellung vom Sinn als Interaktionsprodukt von Medientext und Rezipierenden. Diese Vorstellung hat sich in den Medien- und Kommunikationswissenschaften erst sehr viel später als Common Sense durchgesetzt (vgl. Jensen 1986, S. 78) und die „Container-Metapher“ des Sinns abgelöst, der zufolge der Sinn einer Botschaft unveränderlich im Text wie in einem Container liegt und von den Rezipierenden in immer gleichbleibender Weise dem Text entnommen wird – genau so, wie er von den Botschaftsproduzent*innen hineingelegt worden ist (Krippendorff 1994, S. 86–87).

  3. 3.

    In der ersten Fassung seines Modells von 1932 bezeichnet Panofsky diese dritte Ebene „mit einem Ausdruck Karl Mannheims als die Region des `Dokumentsinns´“ (Panofsky 1987a, S. 200).

  4. 4.

    Gleichwohl gehört es zu den Prämissen der Dokumentarischen Methode, sich intentionslogischer Unterstellungen zu enthalten, d. h. Handlungen nicht aus einer (empirisch nicht gesichert zugänglichen) Binnenperspektive der Erforschten – in diesem Fall der abgebildeten Personen – zu beschreiben oder zu erklären (vgl. Bohnsack 2007, S. 194).

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Michel, B. (2018). Bild- und Videoanalyse in der Dokumentarischen Methode. In: Moritz, C., Corsten, M. (eds) Handbuch Qualitative Videoanalyse. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-15894-1_4

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