Zusammenfassung
Der Beitrag behandelt den Einfluss leistungsbezogener und leistungsfremder Merkmale auf den Eintritt in Führungspositionen. Datenbasis ist eine Kohorte ehemaliger GymnasiastInnen (N = 1245), für die vollständige berufliche und private Lebensverläufe bis zum Alter von 56 Jahren vorliegen. Es werden Ereignisanalysen angewendet, in denen Aufstiegsneigung, private Situation und beruflicher Ausgangsstatus kontrolliert werden. Als leistungsbezogene Merkmale wurden Intelligenz, Bildungsabschluss und Berufserfahrung untersucht. Diese Merkmalsgruppe erklärt positionale Aufstiege am besten. Als leistungsfremde Merkmale werden das Geschlecht und die soziale Herkunft untersucht, wobei diese sich als unterschiedlich relevant erweisen: Frauen steigen nach Kontrolle der anderen Merkmalsgruppen nicht signifikant seltener in eine Führungsposition auf. Personen aus der höchsten Herkunftsgruppe steigen auch nach Kontrolle aller anderen Merkmalsgruppen häufiger in Führungsposition auf. Betrachtet man ausschließlich höhere Führungspositionen, fällt dieser Effekt noch stärker aus.
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Notes
- 1.
Der Anteil von Personen mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von über 40 h ist bei den Führungskräften etwa dreimal so hoch wie bei allen abhängig Beschäftigten in der Privatwirtschaft (Kleinert et al. 2007, S. 83).
- 2.
Dies wird in anderen Studien ohne feste Positionsliste zum Teil genauso gehandhabt (Kleinert et al. 2007), zum Teil nur über die berufliche Stellung (Fietze et al. 2009; Holst 2008; Holst und Busch 2010). Einzelindikatoren führen zu unterschiedlich geschätzten Anteilen und überschneiden sich nur zum Teil (Körner und Günther 2011).
- 3.
ISCO68 im 200er Bereich bzw. ISCO88 im 1000er Bereich.
- 4.
Die Hazardfunktionen werden aufgrund der Vielzahl der Untersuchungszeitpunkte durch den Kerndichte-Schätzer nach Epanechnikov geglättet. Die Glättung besteht vereinfacht gesprochen darin, dass anstatt einer Hazardrate zu einem Zeitpunkt ein gemittelter Wert aus den Hazardraten innerhalb einer Zeitspanne um diesen Zeitpunkt berechnet wird, weswegen die Glättung für die Hazardraten am Anfang und Ende der Entwicklung nicht durchgeführt werden kann und diese Raten nicht angezeigt werden.
- 5.
Die entsprechenden Schätzer sind folgendermaßen zu interpretieren: Der Haupteffekt (für Lehramt α = ,000188) gibt die Hazardratio zum dem Zeitpunkt an, bei dem ln(Zeit) = 0 gilt, also im ersten Monat der untersuchten Zeit bzw. im Alter von 20 Jahren und einem Monat. Der Interaktionseffekt (für Lehramt α = 4,262) gibt an, wie sich die Hazardrate mit der Zeit verändert. Die Hazardratio zu einzelnen Zeitpunkten lässt sich durch Umformung berechnen, z. B. für den Zeitpunkt des 30. Lebensjahres (120. Monat): αLehramt120 = exp(ln(,000188) + ln(4,262) * ln(120)) = ,194. Im Ergebnis wird eine ausgeglichene Hazardratio (α = 1) nach dieser Schätzung für Personen ohne Ausbildung bei 43,8 Jahren (Zeit = 285 Monate) und für Lehramtsabsolventen bei 51 Jahren (Zeit = 372 Monate) erreicht.
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Neumeyer, S., Meulemann, H. (2017). Wer kommt nach ganz oben? Leistung und askriptive Merkmale beim Eintritt in Führungspositionen. In: Birkelbach, K., Meulemann, H. (eds) Lebensdeutung und Lebensplanung in der Lebensmitte. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-15362-5_12
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