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Schutz vor ionisierender Strahlung – Ein Einblick in die Disziplin und interdisziplinäre Verknüpfungspunkte

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Inter- und Transdisziplinarität bei der Entsorgung radioaktiver Reststoffe

Zusammenfassung

Die Aufgabe des Strahlenschutzes bei der Entsorgung radioaktiver Reststoffe gestaltet sich vielfältig. Während der Einlagerung muss der praktische Strahlenschutz den Schutz der Arbeiterinnen und Arbeiter gewährleisten. Dies erfolgt durch Messung und Überwachung von Strahlendosen sowie das Einhalten von rechtlichen Richtlinien und Strahlenschutzgrundsätzen.

Mithilfe von physikalischen Grundlagen und bekannten Resultaten kann der Strahlenschutz Strahlendosen an der Außenseite der Lagerbehälter abschätzen. Die Wärmeentwicklung der radioaktiven Reststoffe liefert zudem wirtsgesteinsabhängige Anforderungen an die Zwischenlagerzeit bzw. die Beladung der Endlagerbehälter. In Zusammenarbeit mit den Ingenieurwissenschaften, wie zum Beispiel der Werkstoffkunde, werden auf diese Weise optimale Anforderungen für Behälterbeschaffenheit und Lagerumgebung ermittelt.

Die Einbindung des Strahlenschutzes in einen rechtlichen und politischen Rahmen erfolgt einerseits durch die gesetzlichen Vorgaben und Verordnungen, die eine Rechtssicherheit für die Strahlenschutzverantwortlichen gewährleisten. Andererseits liefern beratende Gremien wie die ICRP und die SSK eine Zuarbeit für die Rechtswissenschaft und die Rechtsetzung, indem zum Beispiel neue Erkenntnisse der Gefährdung ionisierender Strahlung zu neuen, angepassten Grenz- und Richtwerten führen können.

Für einen konstruktiven Dialog bei einer so komplexen und gesamtgesellschaftlichen Problematik wie der Entsorgung radioaktiver Reststoffe ist unter anderem eine solide Kenntnis der Eigenschaften der zu lagernden Stoffe und ihrem Gefährdungspotenzial notwendig. Im Hinblick auf die Gesellschaft bietet die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaft die Möglichkeit, das Wissen über Radioaktivität und ionisierende Strahlung mit Rücksicht auf die unterschiedlichen Kontexte zu vermitteln sowie den gesellschaftlichen Diskurs zu dieser Thematik zu analysieren. Auch das Vertrauen der Gesellschaft in Politik und Wissenschaft, das zum Teil durch den früheren Versuch einer Standortsuche gelitten hat, kann durch die transparente Weitergabe von Informationen und wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie die Mitsprache in Entscheidungsprozessen wieder aufgebaut werden (Röhlig et al. 2014, S. 32).

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Notes

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  2. 2.

    Der Dosis- und Dosisleistungs-Effektivitätsfaktor (dose and dose-rate effectiveness factor, DDREF) berücksichtigt die üblicherweise geringere biologische Wirksamkeit (pro Dosiseinheit) der Strahlenexposition bei niedrigen Dosen und niedrigen Dosisleistungen im Vergleich zu Expositionen bei hohen Dosen und hohen Dosisleistungen (ICRP 103 2007a, S. 21).

  3. 3.

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  9. 9.

    Das (d) beschreibt die Tiefe der Gewebeschicht, die man betrachtet. Für langreichweitige Strahlung, die für unsere Beispiele relevant ist, ist d = 10 mm. Dies ist die Tiefe, ab der die empfindlichen Organe beginnen.

  10. 10.

    In der Regel wird bei Angaben der Dosis für deterministische Schäden die Einheit Milligray (mGy) statt Millisievert (mSv) verwendet. Um die daraus resultierende Verwirrung zu vermeiden, können für den besseren Vergleich in diesem Fall die Einheiten gleichgesetzt werden.

  11. 11.

    „Für vererbbare Erkrankungen gibt es zwar keine direkten Hinweise auf Strahlenrisiken für den Menschen, aber Beobachtungen aus experimentellen Untersuchungen legen plausibel dar, dass solche Risiken für künftige Generationen in das System des Strahlenschutzes einbezogen werden sollten“ (ICRP 103 2007b, S. 48, Ziffer 62).

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Pönitz, E., Tawussi, F. (2016). Schutz vor ionisierender Strahlung – Ein Einblick in die Disziplin und interdisziplinäre Verknüpfungspunkte. In: Smeddinck, U., Kuppler, S., Chaudry, S. (eds) Inter- und Transdisziplinarität bei der Entsorgung radioaktiver Reststoffe. Energie in Naturwissenschaft, Technik, Wirtschaft und Gesellschaft. Springer Vieweg, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-12254-6_6

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