Zusammenfassung
Das Wort Acedia ist die latinisierte Form des griechischen Terminus akedia = also die Negation von kedos = Sorge. Er bedeutet Sorglosigkeit/Gleichgültigkeit/Erschöpfung. Im frühen christlichen Sprachgebrauch speziell des anachoretischen Mönchtums (Anachorese = Rückzug) heißt akedia: mangelndes Gottvertrauen einschließlich Vernachlässigung religiöser Pflichten und also träges Verhalten. Wegen der anfänglichen mönchsbezogenen Exklusivität dieser Art von Acedia war schon von früh an der Ausdruck Mönchskrankheit –auch Berufslaster der Mönche genannt – gang und gäbe.
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Mittagsdämon/Mönchskrankheit, reichhaltige Literatur vor allem in der mittelalterlichen Moraltheologie. Zum Begriff Acedia im antiken Griechenland und zum Weg ins christliche Schrifttum, s. Äugst: 143 ff. – Mönchskrankheit, zahlreiche Deutungen. Beispielsweise handelt es sich bei dieser Mönchskrankheit offensichtlich um eine besondere Form der Neurose oder Psychose, welche die Folge der Weltabgeschiedenheit ist und die nichts mit unseren endogenen Depressionen zu tun hat (Starobinski: 35). – Anders! Nevertheless, the majority of the traits that characterize… are found in walks of life quite different from the hermit’s an exhibit a streng similarity to what today is called depression (Deseille: 298). Weitergreifend: In der Wüste kann der Mensch über die Bedingungen seiner Sterblichkeit hinauswachsen. Aber er kann auch von Dämonen und Halluzinationen überfallen, vom Wahnsinn ergriffen werden und zum wilden Tier hinabsinken. Der Eremit ist von existentieller Langeweile umstellt, von der Acedia, Hunger und Durst sind die Gefahren für seinen Körper, Irrsinn und Melancholie die Qualen seines Geistes (Sofsky: 21). – In diesem Zusammenhang eine sinnvolle Unterscheidung zwischen äußerer und innere Wüste: „Die innere Wüste, über die so viele Mystiker klagen ,ist, genetisch gesehen, eine verinnerlichte. Zu ihr kam es schon, wenn die äußere Wüste, die ungewöhnliche Wohnstatt der frühchristlichen Heiligen, sich in deren Seele hinein fortsetzte“ (Theunissen, (I): 37). – Mittagsdämon, neuerdings, Decher, Theunissen(I), Hersant. Daiber und Rau beispielsweise verquicken metaphorisch „Mittagsdämon“ und „Lebensmitte“, welche allzugleich auch als geistliche Aufgabe begriffen wird. Es geht um den Zenith der Sonne und die Midlife Crisis. – Kampf, Cassian: l,201f.- Greise, Cassian: 1,102.- Es heißt, Louf: 682. – Außer Psalm 119 (118) gibt es noch andere Stellen im AT, in denen die relevanten Stichworte vorkommen. Gegenüberstellung griechisch und Vulgata: dum anxiaretur/cum anxius fuerit-anxietas est/ne acederis non acediaberis-maeroris/horrui. Vgl. dazu Äugst: 144. Mittagsdämon/Geschwister, Caillois, Paquot. – Mittagsgedichte, u. a. von Eichendorff, Mallarme, dAnnuncio und Nietzsche: „Sieh! Doch/still! der alte Mittag schläft, er bewegt den Mund/trinkt er nicht eben einen Tropfen Glücks, goldenen Weins?… Was geschah mir: Horch! Flog die Zeit wohl davon? Falle ich nicht? Fiel ich nicht/horch! in den Brunnen der Ewigkeit?… Wie? Ward die Welt nicht eben vollkommen? Rund und reif? des goldenen runden Reifs/wohin fliegt er wohl? Laufe ich ihm nach! Husch!“ – Bollnow kommentiert: Es ist die Stille, von der die Alten sagten, dass Pan schliefe, und auch Nietzsche macht von sich aus ausdrücklich auf das Panische dieser Erfahrung aufmerksam. Die ganze Natur schläft, „einen Ausdruck der Ewigkeit im Gesicht“ (158). Erörterungsbedürftig ist wohl die These, die Pansstunde sei der große Augenblick der Trägheit, übrigens auch der Wollust, die nach der Erfüllung in Trägheit übergehe… (Heckmann 124). – Nönche ff, Grau.
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Bellebaum, A. (2016). Versuchungen. In: Acedia-Menschen. essentials. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-11396-4_3
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