Zusammenfassung
Bei der viel diskutierten Frage der Entwicklung von Alter(n) im Kontext sozialen Wandels geht es neben Beschreibung und Erklärung auch um eine Interpretation „der Welt“. Dies impliziert den Blick auf sich verändernde Zusammenhänge von Alter, Altem, Lebenslauf und Gesellschaft. Und es erfordert die Entwicklung von Leitbildern zu Alter und Altem im Umbruch wirtschaftlicher, politischer und kultureller Verhältnisse. Dabei wird häufig auf Potenziale des Alter(n)s rekurriert (s. Fünfter Altenbericht der Deutschen Bundesregierung, der sich mit dem Thema der Potenziale des Alterns in Wirtschaft und Gesellschaft befasst). Dabei ist zu beachten: Auch bei der Entwicklung und Realisierung von Potenzialen hat veränderndes Handeln (sozial)strukturelle Voraussetzungen (und Folgen), insbesondere in der sozialen Lage, dem Geschlecht, der Nationalität und dem Alter. Deren Wirksamkeit zeigt sich besonders in institutionellen Kontexten, in Organisationen, Betrieben, Schulen, Familien und anderen sozialen Netzen. Insofern ist die Frage gesellschaftlicher Macht- und Ungleichheitsverhältnisse, etwa hinsichtlich der Ausprägungen und Realisierungschancen von Potenzialen des Alter(n)s, keinesfalls außen vor zu lassen.
Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kömmt aber darauf an, sie zu verändern.
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Berlin: Dietz Verlag.)
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Backes, G. (2014). Potenziale des Alter(n)s – Perspektiven des homo vitae longae?. In: Amann, A., Kolland, F. (eds) Das erzwungene Paradies des Alters?. Alter(n) und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02306-5_4
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