Zusammenfassung
In der vorliegenden Studie wird die vom Dezember 2011 bis Mitte Februar 2012 andauernde Skandalberichterstattung über die verschiedenen Aktivitäten des Bundespräsidenten a. D. Christian Wulff inhaltsanalytisch unter Bezugnahme auf die Theorie öffentlichen Vertrauens untersucht. Dafür wird zunächst die Printberichterstattung des Affären-Zeitraums inhaltsanalytisch auf Vertrauenszuschreibungen und Diskrepanzen untersucht. In einem zweiten Schritt werden die User-Kommentare zu verschiedenen auf Facebook-Seiten veröffentlichten Artikeln analysiert. Die Ergebnisse zeigen auf, ob und wie sich die Berichterstattung im gut zweimonatigen Verlauf der Krise verändert hat, wodurch Vertrauen verloren ging und ob sich die Tendenz der Medienberichterstattung von der des Social-Media-Diskurses unterscheidet.
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Notes
- 1.
Neben den Vertrauenssubjekten, -objekten und -vermittlern (Medien und Public Relations) benennt Bentele (1994, S. 141) weitere Elemente im Prozess öffentlichen Vertrauens: Sachverhalte und Ereignisse, Texte und Botschaften.
- 2.
Vgl. zum Einfluss unterschiedlicher Erfahrungen auf Vertrauen auch Grünberg 2012.
- 3.
Zum Vertrauen in den Journalismus vgl. u. a. Kohring 2004.
- 4.
Die Theorie öffentlichen Vertrauens fand im Rahmen verschiedener, meist inhaltsanalytisch angelegter, empirischer Studien Anwendung. Einen Forschungsüberblick liefert Sassen (2011).
- 5.
Es lassen sich insgesamt sieben verschiedene Diskrepanztypen unterscheiden, die sich auf einen oder mehrere Vertrauensfaktoren beziehen (vgl. hierzu Bentele 1994, S. 148).
- 6.
Zum Erstellungszeitpunkt des vorliegenden Beitrags hat das Landgericht Hannover eine Anklage gegen Wulff wegen Vorteilsgewährung und Vorteilsnahme in Zusammenhang mit dem Filmproduzenten David Groenewold zugelassen (vgl. Spiegel Online 2013). Der Ausgang des Verfahrens war offen. Die zahlreichen anderen Vorwürfe und Verdachtsmomente gegenüber Wulff führten hingegen zu keinen weiteren Verfahren.
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Grünberg, P., Muxfeldt, C., Eichmann, S., Weber, F., Müller, M., Wecker, M. (2015). Die Causa Wulff – eine Vertrauensanalyse der Medienberichterstattung und des Social Media Diskurses. In: Fröhlich, R., Koch, T. (eds) Politik - PR - Persuasion. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-01683-8_14
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