Skip to main content

Komplexe Integralrechnung

  • Chapter
Funktionentheorie I

Part of the book series: Grundwissen Mathematik ((GRUNDWISSEN,volume 5))

  • 203 Accesses

Zusammenfassung

Gauss schreibt am 18. Dezember 1811 an Bessel: „Was soll man sich nun bei ƒ φx.dx für x = a + bi denken? Offenbar, wenn man von klaren Begriffen ausgehen will, muss man annehmen, dass x durch unendlich kleine Incremente (jedes von der Form α+ i×) von demjenigen Werthe, für welchen das Integral 0 sein soll, bis zu x = a + bi übergeht und dann all φx-dx summirt. So ist der Sinn vollkommen festgesetzt. Nun aber kann der übergang auf unendlich viele Arten geschehen: so wie man sich das ganze Reich aller reellen Grössen durch eine unendliche gerade Linie denken kann, so kann man das ganze Reich aller Grössen, reeller und imaginärer Grössen sich durch eine unendliche Ebene sinnlich machen, worin jeder Punkt, durch Abscisse = a, Ordinate = b bestimmt, die Grösse a + bi gleichsam repräsentirt. Der stetige übergang von einem Werthe von x zu einem andern a + bi geschieht demnach durch eine Linie und ist mithin auf unendlich viele Arten möglich. Ich behaupte nun, dass das Integral ∫“φx-dx nach zweien verschiednen übergängen immer einerlei Werth erhalte, wenn innerhalb des zwischen beiden die übergänge repräsentirenden Linien eingeschlossenen Flächenraumes nirgends φx=∞ wird. Dies ist ein sehr schöner Lehrsatz, dessen eben nicht schweren Beweis ich bei einer schicklichen Gelegenheit geben werde. Er hängt mit schönen andern Wahrheiten, die Entwicklungen in Reihen betreffend, zusammen. Der übergang nach jedem Punkte lässt sich immer ausführen, ohne jemals eine solche Stelle wo φx=∞ wird zu berühren. Ich verlange aber, dass man solchen Punkten ausweichen soll, wo offenbar der ursprüngliche Grundbegriff von ∫φx-dx seine Klarheit verliert und leicht auf Widersprüche führt. übrigens ist zugleich hieraus klar, wie eine durch ∫φx-dx erzeugte Function für einerlei Werthe von ? mehrere Werthe haben kann, indem man nemlich beim übergange dahin um einen solchen Punkt wo φx=∞ entweder gar nicht, oder einmal, oder mehreremale herumgehen kann. Definirt man z.B. log x durch ∫1/xdx, von x = l anzufangen, so kommt man zu log x entweder ohne den Punkt x = 0 einzuschliessen oder durch ein- oder mehrmaliges Umgehen desselben; jedesmal kommt dann die Constante +2πi oder — 2πi hinzu: so sind die vielfachen Logarithmen von jeder Zahl ganz klar“ (Werke 8, 90-92).

Du kannst im Gro×en nichts verrichten Und fängst es nun im Kleinen an (J.W. von Goethe).

Calculus integralis est methodus, ex data differentialium relatione inveniendi relationem ipsarum quantitatum (L. Euler).

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 54.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1989 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

About this chapter

Cite this chapter

Remmert, R. (1989). Komplexe Integralrechnung. In: Funktionentheorie I. Grundwissen Mathematik, vol 5. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-97182-2_8

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-97182-2_8

  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

  • Print ISBN: 978-3-540-51238-7

  • Online ISBN: 978-3-642-97182-2

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics