Zusammenfassung
Berührungsempfindlichkeit ist bei Pflanzen, wie wir schon von mehreren älteren Untersuchern (etwa Darwin 1881) wissen, weitverbreitet. Sie kann zu sehr verschiedenartigen Reaktionen führen. Zum Beispiel sind Beeinflussungen des Längenwachstums weit verbreitet; aber auch viele morphogenetische Effekte wurden beschrieben, etwa die Ausbildung von Haftscheiben, von Haustorien, von Wurzelhaaren, Rhizoiden usw. Ebenfalls ist es lange bekannt, daß Berührungsreizung die Gewebedifferenzierung beeinflussen kann. Durch sie wird z. B. oft die Ausbildung mechanisch wirksamen Gewebes (Sklerenchym usw.) gefö;rdert. Darum dürfen wir schließen, daß die Berührungsreizbarkeit im Pflanzenreich allgemein verbreitet ist, ihre Ausnutzung für Bewegungsvorgänge wird aber relativ selten angetroffen. Zwar ist uns namentlich durch die Untersuchungen Starks bekanntgeworden, daß Krümmungsbewegungen unter dem Einfluß von Berührungsreizen („Haptotropismus” oder „Thigmotropismus“) bei recht verschiedenen „gewö;hnlichen“ Pflanzen vorkommen; aber nur in relativ wenigen Fällen ist diese Fähigkeit besonders vervollkommnet worden. Eine solche Vervollkommnung finden wir besonders bei den Ranken und bei Drosera-Tentakeln. An diesen Objekten sind die thigmotropischen und thigmonastischen Reaktionen daher am gründlichsten untersucht worden.
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Bünning, E. (1959). Die thigmonastischen und thigmotropischen Reaktionen. In: Baillaud, L., et al. Physiology of Movements / Physiologie der Bewegungen. Handbuch der Pflanzenphysiologie / Encyclopedia of Plant Physiology, vol 17/1. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-94755-1_13
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