Morphologische Befunde und Elektrokardiogramm bei Durchblutungsstörungen des Herzmuskels

Zusammenfassung

Wenn ich die Entwicklung der klinischen Elektrokardiographie richtig beurteile, so können wir darin 2 Hauptperioden unterscheiden. Die eine Periode konzentrierte sich auf die elektrokardiographische Analyse der Reizleitungsstörungen. Sie war vor allem bestimmt durch die klassischen Untersuchungen von Wenckebach, insbesondere in der Zusammenarbeit mit Winterberg, sowie durch die Durchschneidungs-Experimente der Physiologen und von Eppingerund Rothberger. Die Störungen, die durch diese Untersuchungen geklärt wurden, waren solche der Synchronisation der Erregung des Herzmuskels infolge totaler oder partieller Unterbrechung des Reizleitungssystems an dieser oder jener Stelle. Probleme des krankhaften Stoffwechsels des Herzmuskels standen in dieser Periode noch nicht zur Erörterung. Dagegen traten etwa um 1930 die Beziehungen krankhafter elektrokardiographischer Veränderungen zu den Stoffwechselstörungen des Herzmuskels mehr und mehr in den Vordergrund. Das galt zunächst und bis heute vor allem von den Durchblutungsstörungen des Herzmuskels beim Herzinfarkt und bei der Coronarinsuffizienz. Später kamen die Befunde bei den toxischen Myokardiopathien hinzu, z. B. bei der Diphtherie. Schließlich wurden durch die Untersuchungen von Hegglin bestimmte Stoffwechselschäden des Herzmuskels besonders im Elektrokardiogramm beachtet, die Hegglin als energetisch-dynamische Herzinsuffizienz kennzeichnete. Es sei aber ausdrücklich betont, daß die energetische Betrachtung der elektrokardiographischen Veränderungen und der Herzinsuffizienz schon früher, besonders bei der Analyse der Coronarinsuffizienz, begonnen hatte.