Allgemeinwirkungen des Hypophysenvorderlappens auf Wachstum und Stoffwechsel

Zusammenfassung

Die Akromegalie war das erste klinische Krankheitsbild, das als Ausdruck einer Störung in der Funktion der Hypophyse, und zwar einer Überfunktion, angesehen werden durfte (Pierre Marie, Minkowski). Damit war der erste Hinweis dafür gegeben, daß die Hypophyse für die Regulierung der Wachstumsvorgänge von Bedeutung ist. Eine wertvolle Ergänzung erfuhr diese Erkenntnis durch den von Paltauf gebrachten Nachweis, daß die Unterfunktion der Hypophyse unter bestimmten Bedingungen von einer Wachstumsstörung begleitet ist, die der Akromegalie bzw. dem hypophysären Hochwuchs gerade entgegengesetzt ist, nämlich dem hypophysären Zwergwuchs. Durch diese Beobachtungen wurde schon sehr früh das Interesse von Klinik und Laboratorium gerade auf die Beziehungen der Hypophyse und — wie die spätere Forschung ergab — insbesondere des Vorderlappens zum Wachstum gelenkt. Die Auffassung vom Wesen dieses Einflusses des HVL. auf das Wachstum hat allerdings, wie wir noch sehen werden, im Laufe der Zeit erhebliche Wandlungen durchgemacht. Aber obschon in der Folge zahlreiche neue hypophysäre Krankheitsbilder beschrieben wurden, welche insbesondere die Bedeutung der Hypophyse für Stoffwechsel und Fortpflanzung in den Vordergrund rükten, und obschon die Forschung gerade auch die Bedeutung des Vorderlappens für Fortpflanzung und Stoffwechsel besonders nachdrüklich feststellte, hat dennoch das Problem der Beeinflussung des Wachstums durch den HVL. bis heute nichts an Interesse eingebüßt.