Über die Blutzuckerwirkungen von Hypophysenvorderlappenfraktionen

Zusammenfassung

Es wird in dieser Arbeit gezeigt, daß sich die Blutzuckerwirkung von Hypophysenvorderlappengesamtextrakten aus einer Reihe von blutzuckerwirksamen Faktoren zusammensetzt, die sowohl blutzuckersteigernde, als auch blutzuckersenkende Wirkung besitzen. Diesen wird eine neue, bisher nicht beschriebene, blutzuckersteigernde Fraktion hinzugefügt.

Es wird zunächst gezeigt, daß der Blutzucker nach mehrtägiger Behandlung mit Gesamtextrakten aus HVL. entsprechend den Angaben von Houssay u. a. einen protrahiert verlaufenden Anstieg mit einer kumulierenden Wirkung zeigt. Bei langdauernder Behandlung fällt der Nüchternblutzucker trotz anhaltender Injektionen wieder zur Norm ab, und es entsteht ein Refraktärstadium, in dem der Blutzucker nach der Injektion nicht mehr ansteigt, sondern eher eine Tendenz zum Abfall zeigt.

Es wird gezeigt, daß das Praephyson (kontrainsuläres Hormon nach Lucke) eine mäßige, flüchtig verlaufende blutzuckersteigernde Wirkung besitzt, die nur in der Hälfte aller untersuchten Fabrikpräparate und nur bei hoher Dosierung nachweisbar ist. Die Blutzuckerwirkung des Praephysons unterscheidet sich in ihrem Verlauf grundsätzlich von der der Vorderlappenextrakte, während sie dagegen vollkommen dem Ablauf der Blutzuckerwirkung von Hinterlappen entspricht, ebenso wie auch der von Lucke entwickelte Wirkungsmechanismus des kontrainsulären Hormons nicht für die Vorderlappenhormone, sondern für die Hinterlappenhormone zutrifft. Es wird daher die Vermutung geäußert, daß das kontrainsuläre Hormon von Lucke keine Vorderlappensubstanz ist, sondern möglicherweise eine Verunreinigung des Praephyson mit kleinen Mengen von Hinterlappenhormon darstellt. Es wird festgestellt, daß im Praephyson wirksame Mengen von Hinterlappenhormon enthalten sind.

Es wird gezeigt, daß sich aus der blutzuckersteigernden Wirkung der Vorderlappengesamtextrakte eine blutzuckersenkende Fraktion abtrennen läßt, die das pankreatrope Hormon des HVL. enthält und im histologischen Test an einer hochgradigen Stimulierung der Langerhansschen Inseln an Zahl und Größe nachweisbar ist.

Es wird weiterhin gezeigt, daß in dem blutzuckersenkenden Ultrafiltrat eine zweite, blutzuckersteigernde Fraktion vorhanden ist, deren Wirkung durch das pankreatrope Hormon überdeckt wird, und die erst nach der Abtrennung des pankreatropen Hormons nachweisbar wird. Diese blutzuckersteigernde Fraktion des Ultrafiltrates unterscheidet sich im Verlauf ihrer Blutzuckerwirkung und in ihrem Wirkungsmechanismus von dem von Houssay und von Lucke untersuchten, blutzuckersteigernden Fraktionen und ist nicht mit diesen identisch.