Über ein eigenartiges Vinculum auf dem Weg der Menschwerdung

Zusammenfassung

Das heutige Thema ist von außen an mich herangetragen worden. Ich bin der Anregung gern, wenn auch nicht leichten Herzens, gefolgt. Die Hemmungen rühren daher, daß ich mich bestimmter Aussagen entledigen muß, die mit meiner sehr persönlichen Grundhaltung in methodologischer Hinsicht Zusammenhängen. Ich danke Ihnen, daß ich in Ihrem Kreis sprechen darf. Mir geht es nicht um die Darstellung der Entwicklungsgeschichte der Herzkranzschlagadern im konventionellen Sinne; wir werden sie auch, aber doch nur beiläufig, bedenken. Ich möchte meine Hörer für 20 Minuten hinausführen in die Evolutionslehre. Wir wollen das menschliche Herz gleichsam aus einigem Abstand, d. h. in seiner Gestaltwerdung und besonders seiner Versorgung durch Coronararterien im Ductus der Phylogenese, prüfend betrachten. Dabei habe ich die Hoffnung, daß es mir gelingt, Ihnen zu zeigen, wie aktuelle Fragen der Chirurgie aus der Sicht der vergleichenden Anatomie eine starke Rechtfertigung finden.

Als Festvortrag unter dem Titel „Entwicklungsgeschichte der Coronararterien“ auf der gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, München, am 24. Februar 1989 gehalten.