Zusammenfassung
Die Klassifikation psychischer Erkrankungen im Alter stößt nach wie vor auf großeSchwierigkeiten. Ein Grund hierfür ist die häufig anzutreffende multifaktorielle Genese.Doch erklärt dies längst nicht alle Probleme. Eine weitere Besonderheit ist die engeWechselwirkung zwischen psychischen und körperlichen Erkrankungen. Infolge dieser Wechselwirkungen verliert der Begriff der Endogenität in der Alterspsychiatrie mehr und mehr an Gewicht. Andererseits treten im Rahmen einer multifaktoriellen Genese neben körperlichen in wechselnder Weise psychologische und soziale Faktoren mit ins Spiel. Sie beeinflussen die im einzelnen sich ergebende Symptomatologie ebenso wie sie für den Krankheitsverlauf bestimmende Einflußgrößen darstellen. Welche ursächlichen Faktoren letztlich ausschlaggebend sind, ist in der Regel nur schwer, oft genug überhaupt nicht zu entscheiden. Niemals aber ist ein bestimmter Faktor für sich allein entscheidend: Sich wechselseitig beeinflussend treten mehr oder weniger zahlreiche Einzelfaktoren in unterschiedlicher Intensität ins Spiel, woraus außerordentlich komplizierte Entstehungsbedingungen für die unterschiedlichen psychischen Krankheitsbilder im Alter resultieren. Berücksichtigt man, daß sich die Intensität dieser Einflußgrößen im Verlauf der Erkrankung nicht nur unter der Wirkung einer bestimmten Therapie immer wieder ändern kann, so wird die Vieldeutigkeit und Vielgestaltigkeit der klinischen Symptomatologie ohne weiteres verständlich. Das, was ein bestimmtes Krankheitsbild ausmacht, ist in jedem Fall das Ergebnis dieser nur sehr schwer auflösbaren Interferenzen innerhalb einer solchen Mehrebenenstruktur.
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Literatur
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© 1985 Dr. Dietrich Steinkopff Verlag, GmbH & Co. KG, Darmstadt
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Bergener, M. (1985). Psychiatrie des höheren Lebensalters — Implikationen eines psychosomatischen Krankheitskonzepts in der Alterspsychiatrie. In: Bergener, M., Kark, B. (eds) Psychosomatik in der Geriatrie. Steinkopff. https://doi.org/10.1007/978-3-642-72379-7_2
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