Zusammenfassung
Philologen waren für die alten Griechen Mitbürger, die dem Wort freundlich gesinnt waren, die mit Hilfe der Rede die eigenen Gedanken und Gefühle mitzuteilen und durch Gespräche die der anderen zu erfahren und begreifen suchten. Ursprünglich bezeichnete man also mit dem Wort „Philologe“(griech. philo — abgeleitet von griech. philéo „lieben, gerne haben“ plus griech. logos „Wort, Rede“) nicht, wie häufig angenommen wird, einen gelehrten Fachmann, sondern man brachte mit ihm zuerst eine bestimmte Einstellung zu Verständigungshandlungen oder—wie wir heute zumeist sagen — zur Kommunikation zum Ausdruck. Der Philologe war durch eine positive Haltung gekennzeichnet. Für die Benennung seines Gegenteils, das heißt eines Mitbürgers, der einer negativen Haltung dem Gespräch gegenüber zuneigte, der sich also dem Miteinanderreden, der Diskussion und damit auch der Verständigung ablehnend zeigte, hat Platon das Wort Misologe (griech. miso — abgeleitet von griech. miseo „hassen, nicht gerne haben“ plus griech. logos „Wort, Rede“) geprägt, das aber keine so große Karriere, wie die dem „Philologen“ bescherte, gemacht hat. Die Nachfolger von Platon haben sowohl das Wort als auch den Begriff vergessen — der Misologe wurde damit aber keineswegs aus der Welt geschafft.
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Similar content being viewed by others
Anmerkungen
F. von Schlegel, Über die Sprache und Weisheit der Inder. Ein Beitrag zur Begründung der Altertumskunde (neue Ausgabe — mit einem einführenden Aufsatz von S. Tampanaro vorbereitet von E.F.K.Koerner), Amsterdam 1977 (erstmals erschienen 1808 in Heidelberg).
A.F.Bernhardi, Sprachlehre, Teil I: Reine Sprachlehre, Berlin 1801; Teil 13: Angewandte Sprachlehre, Berlin 1803.
W. von Humboldt, Gesammelte Schriften, hrsg. von der Berliner Akademie der Wissenschaften, Berlin 1903 ff.
H.Paul, Prinzipien der Sprachgeschichte, 4. Aufl., Halle 1909, S.21, Anm. 1 (1. Aufl. 1880 ).
J.Baudouin de Courtenay, Anthology, ed. by E.Stankiewicz, Bloomington-London 1972.
J. Baudouin de Courtenay sprach sogar von der „Vermenschlichung“ der Sprache selbst; siehe in: J.Baudouin de Courtenay, Ausgewählte Werke in deutscher Sprache, hrsg. von J.Mugdan, München 1984, S.23ff.
Siehe: J.Mugdan, Jan Baudouin de Courtenay ( 1845–1929 ): Leben und Werk, München 1984.
G. von der Gabelentz, Die Sprachwissenschaft, ihre Aufgaben, Methoden und bisherige Ergebnisse (neue Auflage mit einem einleitenden Aufsatz von E.Coseriu), Tübingen 1972 (1. Aufl. 1891 ).
F. de Saussure, Cours de linguistique générale (kritische Ausgabe von R.Engler), Wiesbaden 1967.
N. Chomsky, Aspects ofthe theory ofsyntax, Cambridge/Mass. 1965; ders., Cartesian linguistics: A chapter in the theory of rationalist thought, New York-London 1966, ders., Language and mind, New York 1968.
Th.S.Kuhn, Die Struktur wissenschaftlicher Revolution, Frankfurt/M. 1967.
O. Back, Was bedeutet und was bezeichnet der Ausdruck „angewandte Sprachwissenschaft“, in: Die Sprache, Bd. 16. 1970, 21–53.
F. Grucza, Zagadnienia metalingwistyki: Lingwistyka - jej przedmiot, lingwistyka stosowana, Warszawa 1983.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 1987 Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) Bonn-Bad Godesberg
About this chapter
Cite this chapter
Grusza, F. (1987). Was kann die Linguistik leisten? Wozu angewandte Linguistik?. In: Berberich, T., Clauss, J.U. (eds) Verstand zur Verständigung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-71615-7_10
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-71615-7_10
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-71616-4
Online ISBN: 978-3-642-71615-7
eBook Packages: Springer Book Archive