Zusammenfassung
Die österreichische Volkswirtschaft kann auf eine lange, außerordentlich günstige Entwicklung hohen Wachstums, der Vollbeschäftigung und unterdurchschnittlicher Inflation zurückblicken. Die Ursachen dieses Erfolges blieben lange verborgen — man spöttelte zunächst über das österreichische Wirtschaftswunder, das im Gegensatz zum deutschen tatsächlich ein Wunder wäre, denn die Deutschen arbeiteten ja fleißig; später wurde das “Wunder” der Sozialpartnerschaft gutgeschrieben — die Fallstudie Österreich wurde international interessant und ausländische Delegationen flogen ein, um zu studieren, was davon kopierfähig wäre. Relativ spät erst wurde erkannt, daß die Ursachen der günstigen Entwicklung der österreichischen Wirtschaft neben dem Nachholbedarf, den es auch anderswo gab, vor allem in der österreichischen Konjunkturpolitik zu suchen wären; das Schlagwort vom Austro-Keynesianismus war geboren. Allerdings: Seit das Geheimnis erkannt und beschrieben worden war, wirkt es offenbar nicht mehr. Die Politik des Austro-Keynesianismus ist in Verlust geraten, teils weil sie von einer neuen Generation von Politikern nicht mehr verstanden wurde, teils weil man gewisse negative Nebenwirkungen so lange ignoriert hatte, bis sie sich unangenehm bemerkbar machten und das gesamte Konzept in Verruf brachten, teils aber auch, weil es der gegenwärtigen Generation der Politiker und deren Beratern und offenbar auch den Wählern nicht gelang, sich dem internationalen Wertewandel im Bereich der Wirtschaftspolitik zu entziehen, dessen Pendel derzeit stark in Richtung Staatsversagen und Markteuphorie ausschlägt (siehe dazu Seidel 1986).
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Tichy, G. (1990). Von Glanz und Ende des Austro-Keynesianismus. In: Mitter, P., Wörgötter, A. (eds) Austro-Keynesianismus. Wirtschaftswissenschaftliche Beiträge, vol 38. Physica-Verlag HD. https://doi.org/10.1007/978-3-642-51562-0_7
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