Zusammenfassung
Zuschauer gibt es bei Notfällen fast immer. Oft werden sie abwertend als »Neugierige«, »Sensationstouristen« oder »Gaffer« bezeichnet. Einen Klassifikationsversuch unternehmen Strauß u. Jürgensen (1998). Sie differenzieren Zuschauertypen dahingehend, ob bei einem Ereignis intendiert ist, dass zugeschaut wird (wie z.B. bei einer Sportveranstaltung) und in welchem zeitlichen Abstand zum Ereignis bei den Zuschauern die Absicht zum Schauen entsteht. Aufbauend auf solche Überlegungen ist bei Notfallereignissen zu unterscheiden zwischen Personen, die ungewollt damit konfrontiert werden (Augenzeugen) und anderen, die sich nach Bekanntwerden des Notfallereignisses willentlich an diesen Ort begeben (»Katastrophentouristen«). Solche Unterscheidungen werden jedoch im Folgenden nicht mehr vorgenommen, da die Anwesenheit von Zuschauern, gleichgültig aus welchen Gründen sie vor Ort sind, in den meisten Fällen von den Opfern und Helfern als störend empfunden wird. Es wird kritisiert, dass sie Rettungswege blockieren, »im Weg stehen«, unerbetene Kommentare abgeben und sich am Leid anderer ergötzen, anstatt zu helfen.
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Fiedler, H., Gasch, B., Lasogga, F. (2004). Zuschauer bei Notsituationen. In: Bengel, J. (eds) Psychologie in Notfallmedizin und Rettungsdienst. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-18824-4_16
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