Auszug
„Wherever there is ‚meaning‘, there is ‚persuasion‘“, lautet ein bekanntes Diktum von Kenneth Burke: Wo ‚Bedeutung‘ ist, da ist auch ‚Überzeugung‘ (Burke 1969, 172). Doch nicht bei allen Äußerungen, denen wir Bedeutung zuerkennen, rechnen wir mit einem Beeinflussungsversuch. Gesetzt den Fall, man sollte einmal Textsorten benennen, in denen man den Einsatz von Überzeugungsstrategien erwartet. Einiges käme einem dann in den Sinn: Gutachten, Abhandlungen, Kommentare... Gedichte hingegen würden einem zu diesem Stichwort wahrscheinlich ebensowenig einfallen wie Wetterberichte, Kochrezepte und Horoskope. Doch nicht alles, was auf den ersten Blick nicht zu argumentieren scheint, ist auch wirklich frei von Überzeugungsabsichten. Während auf die überredenden Anteile von Kochanleitungen („eine Messerspitze Estragon ist für das Gelingen dieser Sauce unabdingbar“) nicht näher eingegangen werden kann, soll im folgenden gezeigt werden, daß ein literarischer — und damit auch ein lyrischer — Text durchaus argumentativ organisiert sein kann. Zu Recht ist Kenneth Burkes Begriffsverständnis als zu umfassend zurückgewiesen worden.1 Doch erweist sich anhand einer Untersuchung der persuasiven Dimension sogenannter ‚schöner‘ Literatur, daß Überzeugungsstrategien allgegenwärtiger sind, als man es vielleicht gemeinhin annimmt.
Dr. christine steinhoff, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projektes „Überzeugungsstrategien“ am Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg (2004–2006), ist Redakteurin beim Bildungshaus Schulbuchverlage in Braunschweig (2007–).
Vgl. etwa Rehbock 1980, 297.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Bachmann I (1978) Sagbares und Unsagbares — Die Philosophie Ludwig Wittgensteins. In: Bachmann I: Essays, Reden, Vermischte Schriften. Werke Bd. 4, hrsg. v. Koschel C, von Weidenbaum I, Münster C. München, Zürich: Piper, 103–127
Benn G (1988) Gedichte in der Fassung der Erstdrucke. Mit einer Einführung herausgegeben von Bruno Hillebrand. Frankfurt am Main: Fischer
Burke K (1969) A Rhetoric of Motives. Berkeley, Los Angeles, London: University of California Press
Fried E (1966) Erich Fried und Vietnam und Einundvierzig Gedichte: Mit einer Chronik. Berlin: Klaus Wagenbach Verlag
Kopperschmidt J (2000) Argumentationstheorie. Zur Einführung. Hamburg: Junius
Meyer T (1971) Wortkombinatorik und Kunstproblematik bei Gottfried Benn. Köln, Wien: Böhlau
Rehbock H (1980) Rhetorik. In: Althaus, Henne, Wiegand (Hrsg): Lexikon der Germanistischen Linguistik. Tübingen: Niemeyer, 292–303
Thomas M (1991) Der Zauberberg. Frankfurt am Main: Piper
Tucholsky K (1975) Gesammelte Werke in 10 Bänden, hrsg v. Gerold-Tucholsky M, Raddatz FJ. Hamburg: Rowohlt
Wiechert E (2003) Das einfache Leben. Berlin: Ullstein
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2009 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Steinhoff, C. (2009). „Was kläfft ihr denn?“. In: Chaniotis, A., Kropp, A., Steinhoff, C. (eds) Überzeugungsstrategien. Heidelberger Jahrbücher, vol 52. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-88647-1_8
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-540-88647-1_8
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-540-88646-4
Online ISBN: 978-3-540-88647-1
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)