Auszug
Die Klärung des Verhältnisses von Gehirn und Bewusstsein wirft eine Vielzahl von philosophischen und empirischen Fragen auf. Aus philosophischer Sicht sind dabei drei Bereiche zu unterscheiden:
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Grundsatzfragen: Abgesehen von begrifflichen Klärungen, wie sie insbesondere der Begriff des Bewusstseins erfordert, geht es dabei erstens um eine möglichst genaue Bestimmung der grundsätzlichen Alternativen, die im Verhältnis von Geist und Gehirn denkbar sind, insbesondere um die wichtigsten Varianten von Dualismus und Monismus.
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Methodische Fragen: Sie betreffen das Verhältnis der unterschiedlichen wissenschaftlichen und vorwissenschaftlichen Beschreibungsebenen der Hirnforschung von der Molekularbiologie über die kognitive Neurobiologie bis zur Psychologie. Hier geht es einerseits um die Frage, ob man auf die Dauer auf höherstufige Ansätze wie etwa die der Psychologie zugunsten basaler z. B. molekularbiologischer Ansätze verzichten kann. Komplementär dazu stellt sich zweitens die Frage, ob es möglich ist, psychische Phänomene, so wie wir sie aus der Perspektive der ersten Person kennen, umfassend durch neurobiologische Theorien zu erklären, die die Perspektive der dritten Person einnehmen.
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Einzelprobleme: Hier geht es insbesondere um das Problem des Selbstbewusstseins und das Problem der Willensfreiheit. Von ihrer Klärung hängen u. a. die in der Öffentlichkeit z. T. lebhaft diskutierten Konsequenzen der Hirnforschung für unser Menschenbild und Selbstverständnis ab.
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Pauen, M. (2008). Zum Verhältnis von Gehirn und Bewusstsein — Philosophische Aspekte. In: Neuropsychologie der Schizophrenie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-540-71147-6_9
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