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Die Motivation zur Elternschaft. Unterschiede zwischen Männern und Frauen

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Ein Leben ohne Kinder
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Zusammenfassung

Obwohl sich sozialwissenschaftliche Theorien generativen Handelns von Beginn an auf Entscheidungsrationalitäten mit Paar- oder Haushaltsbezug beziehen, wurde das Geburtenverhalten nur selten im Kontext von Partnerschaften untersucht. Zudem führte die traditionelle Fokussierung der demographischen Fertilitätsforschung auf Frauen dazu, dass vor allem die Motivation zur Elternschaft von Frauen thematisiert und erforscht wurde, während hingegen nur wenige Anhaltspunkte über die relevanten Motive der Männer existieren.

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Notes

  1. 1.

    So beziehen sich demographische Kennziffern zur Geburtenentwicklung seit jeher ausschließlich auf Frauen. Und auch die moderneren Lebenslaufanalysen des generativen Verhaltens haben bislang noch vorwiegend den Lebensverlauf von Frauen im Visier.

  2. 2.

    Außerdem hängt die Fertilität des Mannes auch vom Alter seiner Partnerin ab. Und dadurch, dass z. B. nur 15 Prozent der Männer über 45 Jahre mit einer Partnerin bis 45 Jahre zusammen sind (eigene Berechnung auf Basis des Familiensurvey 2000), erscheint das reproduktive Zeitfenster auch für Männer nach oben doch sehr begrenzt.

  3. 3.

    Beim Familiensurvey 1988 handelt es sich um eine für die Bevölkerung der damaligen Bundesrepublik Deutschland repräsentative Erhebung der 18- bis 55-Jährigen mit 10.043 realisierten Interviews, darunter 5.489 Frauen. Hinzu kommen 225 Zusatzinterviews mit Jugendlichen im Alter von 16 und 17 Jahren, welche jedoch in den Analysen des vorliegenden Beitrags (und in allen hier wiedergegebenen Fallzahlen) nicht berücksichtigt sind. Die Verwendung dieser nun schon relativ alten Erhebung begründet sich dadurch, dass keine vergleichbaren aktuelleren Daten vorliegen. In der aktuelleren, im Jahr 2000 durchgeführten Erhebung des Familiensurvey kam das hier verwendete Variablenset nur teilweise (vier von ursprünglich zwölf Items) zur Anwendung. Auf eine Verwendung der zeitnäheren Erhebung von 1994 wurde aufgrund der besseren Repräsentativität der 1988er Erhebung verzichtet. Die Familiensurvey-Erhebung von 1994 ist zu 45,5 Prozent eine Wiederholungsbefragung. Gegenüber einer reinen Zufallsstichprobe ist daher mit vergleichsweise großen Verzerrungen zu rechnen.

  4. 4.

    Der Panel-Teil des Familiensurvey umfasst insgesamt 4.997 Personen, darunter 2.788 Frauen, die im Rahmen der 2. Welle ein zweites Mal befragt wurden, wovon 2.002 (darunter 1.144 Frauen) im Rahmen der 3. Welle auch ein drittes Mal erfasst sind. Die Wiederholungsbefragungen beziehen sich auf den Westen der Bundesrepublik, inklusive West-Berlin.

  5. 5.

    Als Partnerschaft beziehungsweise Paarbeziehung sind im Familiensurvey neben den Ehen alle Beziehungen erfasst, welche der Befragte selbst als Partnerschaft einstuft und welche aktuell bestehen. Ein gemeinsamer Haushalt ist kein Definitionskriterium. Bei zurückliegenden Paarbeziehungen muss zusätzlich die Bedingung erfüllt sein, dass die Beziehung mindestens ein Jahr lang gedauert hat oder die Partner verheiratet waren. In der 1. und 2. Welle des Familiensurvey umfassen die retrospektiven Partnerschaftsbiographien maximal vier Paarbeziehungen.

  6. 6.

    Die variierende Beobachtungsdauer kommt dabei dem Problem der Rechtszensierung gleich, was eine Verwendung ereignisanalytischer Methoden notwendig macht.

  7. 7.

    Eine entsprechende Kategorisierung der Motive des Geburtenverhaltens findet sich in der klassischen Unterscheidung zwischen dem „Konsum“dem „Einkommens“- und dem „Sicherheitsnutzen“ von Kindern bei Leibenstein (1957, 1974). Ähnliche Unterscheidungen – z. B. zwischen einer „psychisch-affektiven“ und einer „ökonomisch-utilitaristischen“ Nutzendimension (Nauck und Kohlmann 1999) – sind nach wie vor aktuell.

  8. 8.

    Lediglich das Motiv, dass es Freude macht Kinder aufwachsen zu sehen, wird auch bei Frauen von der Existenz einer Paarbeziehung signifikant begünstigt.

  9. 9.

    Der betreffende Koeffizient in Spalte 1 für das Motiv der Erfüllung und Intensivierung des Lebens durch Kinder (Zustimmung zu „Kinder machen das Leben intensiver und erfüllter“) beispielsweise besagt, dass sich die Familiengründungsrate der Männer je Grad der Zustimmung zur Indikatoraussage um das 1,42-fache erhöht.

  10. 10.

    Eine Ausnahme ist sicherlich die Erwartung finanzieller Kosten, die bei den Vätern durch das Fehlen einer Paarbeziehung begünstigt wird. Im Gegensatz zu anderen Belastungen der Elternschaft fallen finanzielle Kosten mit einer Trennung der Eltern für die Männer nicht weg, sondern verstärken sich eher noch.

  11. 11.

    Analog zu Tabelle 3 wurde dabei für jedes Motiv ein Modell zur Bestimmung des Einflusses auf die Geburtenraten berechnet, wobei die Kovariaten (Alter, Alter des Partners, Alter des jüngsten Kindes, Kinderzahl) in allen Modellen in gleicher Weise enthalten sind und mit den im oberen Teil der Tabelle 3 aufgeführten Kovariaten übereinstimmen.

  12. 12.

    Die in der Fertilitätsforschung vieldiskutierte „Opportunitätskostenhypothese“ stellt jedoch genau dies als das ausschlaggebende Moment heraus: Nicht die Unvereinbarkeit an sich, sondern der „Wert“ dessen, was mit der Mutterschaft aufgegeben werden müsste, bestimmt die Entscheidung von Frauen zur Kinderlosigkeit.

  13. 13.

    Für Frauen ergibt sich hier sogar ein (allerdings nicht statistisch signifikanter) positiver Effekt auf die Neigung zur Familienerweiterung: Bei bereits erfolgter Festlegung auf Mutterschaft wirkt das Bewusstsein der Unvereinbarkeit mit Berufstätigkeit verstärkend auf die Geburtenneigung. Zu einer theoretischen Begründung dieser Tendenz mittels einer verhandlungstheoretischen Modellierung vgl. Ott (1989) sowie die Studie von Kohlmann und Kopp (1997).

  14. 14.

    Hinweise auf die Bedeutung von Einkommen und Bildung enthalten auch zahlreiche Studien zum Zusammenhang zwischen Geburtenverhalten von Männern und Erwerbsbiographie (z. B. Tölke und Diewald 2003; Tölke 2004; Kreyenfeld 2000, 2001).

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Eckhard, J., Klein, T. (2014). Die Motivation zur Elternschaft. Unterschiede zwischen Männern und Frauen. In: Konietzka, D., Kreyenfeld, M. (eds) Ein Leben ohne Kinder. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94149-3_11

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