Zusammenfassung
Die These, die in diesem Beitrag im Kontext der Themenstellung des gesamten Bandes zur Diskussion gestellt wird, lautet: In den vergangenen Jahren ist für den Bereich der Straf- wie Sozialisationsleistungen eine neue Strafbereitschaft (Punitivität) zu beobachten (vgl. Wacquant 2009) – allerdings ist diese neue Punitivität kein Phänomen, das objektivistisch als Realität der „mehr, härtere(n) oder längere(n) Strafen“ (Heinz 2011: 14) gefasst werden kann. So erkenntnisreich die empirische Überprüfung gestiegener Strafmaßnahmen ist, wie sie beispielsweise Wolfgang Heinz (2011: 27) in seinen Überlegungen jüngst in der Neuen Kriminalpolitik zu der Einschätzung gebracht hat, dass es sich bei der „zunehmenden Punitivität“ um einen „zwar dem Zeitgeist entsprechenden, empirisch aber nicht hinreichend belegten Mythos“ handelt, so verkürzt bleibt eine solche Analyse auch. Denn eine derartige Einschätzung macht doch allzu leicht übersehen, dass für die Bestimmung des Grades und der Gestalt gegenwärtiger Strafbereitschaft nicht ausschließlich die Steigerungstendenz von Anzeige- und Inhaftierungsraten fokussiert werden sollte.
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Kessl, F. (2011). Punitivität in der Sozialen Arbeit – von der Normalisierungs- zur Kontrollgesellschaft. In: Dollinger, B., Schmidt-Semisch, H. (eds) Gerechte Ausgrenzung?. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94083-0_5
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