Zusammenfassung
Die Diagnose „unsicherer Zeiten“ zählt gegenwärtig zu einer der populärsten Zeitdiagnosen in den Sozialwissenschaften (Castel/Dörre 2009: 11; van Dyk/Lessenich 2008). Im Zentrum dieser Diagnose stehen insbesondere die neuen Unsicherheiten, die sich aus dem Wandel des Sozialstaates und den Veränderungen der Arbeitswelt ergeben. Zudem werden die neuen Unsicherheiten mit einer neuen sozialen Frage in Verbindung gebracht, die nicht länger als Problem am Rande der Gesellschaft, sondern als Problem gesamtgesellschaftlicher Kohäsion in Erscheinung tritt (vgl. Castel 2000; 2005; Kronauer 2002; Vogel 2006; 2009). Die soziale Frage, so die allgemeine These, sei in das Zentrum der westlichen Erwerbsarbeitsgesellschaften zurückgekehrt. Sie stellt sich innerhalb der verschiedenen gesellschaftlichen „Zonen“ (Castel 2000) je anders: In der Zone der Integration mit stabilen Beschäftigungsverhältnissen und stabiler Sozialintegration offenbart sie sich als Statusangst, als Gefühl der Verunsicherung darüber, inwieweit das Versprechen auf den Erhalt der eigenen Position noch Gültigkeit hat. In der Zone der Prekarität zeigt sich bereits eine strukturelle Unsicherheit in Gestalt prekärer Beschäftigungsverhältnisse und prekären Wohlstands, und in der Zone der Entkoppelung zeigt sich die soziale Frage als Problematik gesellschaftlichen Überflüssigseins (vgl. Bude/Willisch 2008). Als Ursache der Diffusion neuer Unsicherheiten wird die Zunahme von prekären Beschäftigungsverhältnissen angenommen, durch welche Unsicherheitsgefühle in alle gesellschaftlichen Bereiche ausstrahlen (Castel 2000; Dörre 2006). Prekarisierung und Prekarität stehen damit für die „fundamentale Verunsicherung aller Lebens- und Arbeitsbereiche“ (vgl. Rademacher/Lobato 2008: 118; Damitz 2007).
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© 2011 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
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Hardering, F. (2011). Einleitung. In: Unsicherheiten in Arbeit und Biographie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94048-9_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-94048-9_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-18351-0
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