Zusammenfassung
Einen wesentlichen Anteil des so genannten „PISA-Schocks“ in Deutschland macht die Bewusstmachung des äußerst straffen Zusammenhangs zwischen sozialer Herkunft und Schulbildungskarrieren hierzulande aus. Analytisch kann man dabei zwischen zwei Beunruhigungsquellen unterscheiden, welche im Befund der PISA-Studie über die starke Herkunftsabhängigkeit von Bildungsbeteiligung (vgl. Baumert u. a. 2001, S.379–402) enthalten sind. Zum einen erscheint der erwähnte straffe Zusammenhang als eine zentrale Ursache für das schlechte durchschnittliche Abschneiden des deutschen Schulbildungssystems im internationalen Vergleich. Demzufolge zeigt sich die Verbesserung der Lernleistungen der Schüler aus Familien mit einem unterprivilegierten sozioökonomischen Status als ein strategisches Mittel für das Erreichen einer besseren Stellung Deutschlands in der internationalen Rangliste. Zum anderen aber kann man die starke Herkunftsabhängigkeit von Schulbildungsleistungen nicht nur und nicht in erster Linie als ein zweckrationales, sondern als ein moralisches Problem interpretieren, nämlich als einen Ausdruck von Ungerechtigkeit. Dieses zweite Moment kommt etwa in der Feststellung zum Vorschein, dass ausgerechnet diejenigen am wenigsten vom Bildungssystem profitieren bzw.
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Stojanov, K. (2011). Bildungsgerechtigkeit im Spannungsfeld zwischen Verteilungs-, Teilhabe- und Anerkennungsgerechtigkeit. In: Bildungsgerechtigkeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94011-3_2
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