Zusammenfassung
Seit rund einem Vierteljahrhundert rücken Wissenschaftsjournalisten mehr und mehr in den Fokus kommunikationswissenschaftlicher Untersuchungen. Die Gründe dafür stützen sich üblicherweise auf drei Argumente, die die gesellschaftliche Relevanz der Wissenschaftsberichterstattung in den Massenmedien hervorheben. Zum einen wird angenommen, dass wissenschaftliches Wissen einen praktischen Nutzen für das Publikum haben kann. So können Informationen über neue medizinische Behandlungsverfahren oder technische Entwicklungen einen hohen Gebrauchswert im Alltag der Rezipienten einnehmen und mitunter handlungsweisend werden. Des Weiteren wird angeführt, dass Wissenschaft Teil unserer Kultur sei und jeder Bürger das Recht habe, von wissenschaftlichen Entwicklungen und neusten Erkenntnissen zu erfahren. Das dritte Argument bezieht sich auf den Demokratiegedanken. Hier wird angenommen, dass Wissenschaftsberichterstattung hilfreich dabei ist, über strittige Themen wie z. B. Gentechnik zu informieren und es dadurch dem Rezipienten möglich wird, an politischen Entscheidungsprozessen partizipieren zu können (vgl. Göpfert 2002). Damit wird den Wissenschaftsjournalisten eine zentrale Stellung in der Wissenschaftskommunikation zugewiesen. Das bleibt nicht immer konfliktfrei. Insbesondere Wissenschaftler kritisieren, dass oftmals faktisch falsch, ungenau oder verzerrt über ihre Forschung berichtet wird. Dieser Konflikt lässt sich auf zum Teil gegensätzliche Erwartungen von Wissenschaftlern und Journalisten zurückführen. Häufig fordern Wissenschaftler eine ihre Forschung unterstützende Berichterstattung, während Journalisten autonomen Zielen und medienimmanenten Gesetzen der Themenselektion und -darbietung folgen (vgl. Peters/Jung 2006)
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