Zusammenfassung
Wer einen Text von einem gewissen Umfang verfasst hat, sei es ein Kapitel einer größeren Arbeit, sei es ein kleiner Essay von ein paar Seiten, ein Beitrag für eine Fachzeitschrift oder das komplette Manuskript einer Examensarbeit oder einer Dissertation, hat Zeit und Mühe investiert, um dieses Textprodukt in einem unter Umständen langwierigen, oft unterbrochenen und wieder neu einsetzenden Schreibprozess hervorzubringen, zu „erzeugen“ – und nicht selten war es eine „schwere Geburt“. Spinnen wir den Metaphernbereich weiter, dann wären die von uns verfassten Texte so etwas wie unsere Kinder. Vielleicht haben wir zu ihnen aber auch, wie mein Doktorvater vor etwa drei Jahrzehnten einmal meinte, tatsächlich „ein libidinöses Verhältnis“. Er führte dies wohl an, um mir zu zeigen, wie hoch es einzuschätzen sei, dass er in einem gemeinsamen Beitrag für eine Fachzeitschrift eine ganze Seite seines Textanteils gestrichen hatte, nicht aber mich veranlasst hatte, dies in meinem Textteil zu tun. Dachte er vielleicht, das würde mir als jungem Wissenschaftler schwerer fallen als ihm, da ich vielleicht noch „verliebter“ in meinen Text war als er in seinen?
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Literatur
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Weiterführende Literatur
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Böttcher, Ingrid/Becker-Mrotzek, Michael (2003): Texte bearbeiten, bewerten und benoten. Berlin: Cornelsen Scriptor
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Biere, B.U. (2010). Wasch mich, aber mach mich nicht nass. Kürzen und Korrigieren. In: Ruhl, K., Mahrt, N., Töbel, J. (eds) Publizieren während der Promotion. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92386-4_5
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