Zusammenfassung
Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Wir leben – nicht erst seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise – in unsicheren Zeiten. Zwar kann man Unsicherheit mit Fug und Recht als ein Signum moderner Gesellschaften bezeichnen, doch besteht kein Zweifel, dass ein Verlust der Planbarkeit des eigenen Lebens zu einer Schlüsselerfahrung geworden ist. Zwar ist unser Leben von der Wiege bis zur Bahre in rechts- und wohlfahrtsstaatliche Sicherheitsnetze eingebettet, dennoch „bleiben die Sorgen um die Sicherheit allgegenwärtig“ (Castel 2005, 8). Sie beschäftigen weite Teile der Bevölkerung, obwohl oder gerade weil die schlimmsten Auswüchse von Gewalt und sozialem Elend in den westlichen Gesellschaften weitgehend eingedämmt sind. Wenngleich das Unsicherheitsempfinden keineswegs unmittelbar mit objektiven Bedrohungen korrespondiert, ist es alles andere als bloßer Ausdruck einer spezifischen Jammermentalität. Es sind Veränderungen in der Tiefenstruktur der Gesellschaft, aus denen sich Verunsicherung speist. Das Epizentrum dieser Veränderungen lässt sich im ökonomischen und im Erwerbssystem der Gesellschaft verorten. Die „Wiederkehr der sozialen Unsicherheit“ (Castel 2009, 21ff) besitzt aber auch eine kulturelle und eine politische Dimension.
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Literatur
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Dörre, K. (2010). Die Selbstmanager. Biographien und Lebensentwürfe in unsicheren Zeiten. In: Bolder, A., Epping, R., Klein, R., Reutter, G., Seiverth, A. (eds) Neue Lebenslaufregimes – neue Konzepte der Bildung Erwachsener?. Bildung und Arbeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92260-7_9
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