Auszug
In den letzten Jahrzehnten haben sich Frauen in vielen arbeitsmarktrelevanten Bereichen wie Schulbildung, Berufsbildung und Studium den Männern angenähert. Trotz der damit einhergehenden steigenden Erwerbsbeteiligung von Frauen existieren nach wie vor grosse Differenzen in der Verantwortlichkeit für Haushaltsarbeit (Bundesamt für Statistik 1993: 31ff., Bundesamt für Statistik 1996b, Bundesamt für Statistik 1997: 12.ff, Strub et al. 2005). Auch US—amerikanische Studien zeigen etwa, dass verheiratete erwerbstätige Frauen ungefähr die doppelte Menge an Haushaltsarbeit verrichten wie Männer (Geerken und Gove 1983, Goldschneider und Waite 1991, Lennon und Rosenfield 1994, Pleck 1985, Ross 1987). Diese Verantwortlichkeit drückt sich nicht nur in der (Dis-)Kontinuität der Beschäftigung im Lebenslauf aus, sondern auch in der Berufswahl und in der Arbeitsorientierung (Polachek 1979, Becker 1985, Mincer 1985) und somit in den Löhnen. So sind in der Schweiz wie in den meisten anderen westlichen Industriegesellschaften die Berufe noch immer stark geschlechtsspezifisch segregiert (Müller et al. 1997) und die Frauenlöhne liegen knapp 20 Prozent unter dem Einkommensniveau der Männer (Bundesamt für Statistik 2000, 2003a, 2007; die Zahl bezieht sich auf den auf 40 Wochenstunden standardisierten Bruttolohn).
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Literature
Nach Polachek (1976, 1981) dürften Frauen in jenen haushaltsnahen Berufen seltener anzutreffen sein, in denen Berufsunterbrechungen mit hohen Humankapitalverlusten verbunden sind.
Die Annahme der ungleichen Arbeitsmühe steht allerdings im Gegensatz zu älteren Versionen der Humankapitaltheorie, in der Einkommensdifferenzen nur auf ungleiche Ausstattungen in der Schul-und Berufsausbildung zurückgeführt wurden (Becker 1993).
Mit der gleichen Datenbasis finden Glass und Camarigg (1992) ferner, dass sich erwerbstätige Mütter mit einem Arbeitspensum von über 30 Wochenstunden nicht häufiger in jenen Tätigkeiten finden, die besonders gut mit familialen Verpflichtungen vereinbar sind.
Die Befragung war ein Gemeinschaftsprojekt des Instituts für Politikwissenschaft und des Instituts für Soziologie der Universität Bern und wurde im Rahmen des Schwerpunktprogramms „Zukunft Schweiz“ vom Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung finanziert. Zur Untersuchungsmethodik und Durchführung siehe Diekmann et al. (1999) und Jann (2003). Die Daten sind beim Schweizerischen Informations-und Daten-Archivdienst für die Sozialwissenschaften (SIDOS) in Neuenburg sowie beim Zentralarchiv für empirische Sozialforschung (ZA) in Köln erhältlich.
Ob dennoch eine Gewichtung angezeigt ist, kann mit einem Test nach DuMouchel und Duncan (1983) einfach geprüft werden. In unserem Fall finden sich keine Hinweise für die Notwendigkeit einer gewichteten Analyse.
Dieses Modell trägt dem ordinalen Skalenniveau der abhängigen Variablen Rechnung: Erstens wird nicht wie bei der OLS-Regression die restriktive Annahme getroffen, dass die Abstände zwischen den Kategorien identisch sind. Zweitens sind die Schätzer robuster, wenn — wie im vorliegenden Fall — die diskrete abhängige Variable sehr schief verteilt ist (vgl. Winship und Mare 1984).
Dies steht in Einklang mit einer Studie von Sousa-Poza (2002) nach der in der Schweiz auch nach Berücksichtigung der Segregation grosse unerklärte Diskrepanzen zwischen den Löhnen von Frauen und Männern verbleiben (zu anderen Ergebnissen für Schweden, Norwegen und die USA kommen jedoch Meyersson Milgrom et al. 2001). Zum Zusammenhang zwischen Segregation und Löhnen siehe auch Kapitel 4.
Das Ausmass der Selektionsverzerrung kann nach der Methode von Heckman (1976, 1979) geschätzt werden. Die Anwendung des Verfahrens führt im vorliegenden Fall zu einem knapp nichtsignifikanten negativen Selektionsterm, die Ergebnisse bezüglich der interessierenden Variablen bleiben davon aber unberührt (zur Erklärung des Erwerbsstatus verwendeten wir die Bildungsjahre, das Alter, die Anzahl Kinder in verschiedenen Altersgruppen, das Einkommen der übrigen Haushaltsmitglieder und den Zivilstand).
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Engelhardt, H. (2008). Halbe Kraft voraus? Arbeitseinsatz, berufliche Segregation und Löhne von Frauen auf dem Schweizer Arbeitsmarkt. In: Erwerbsarbeit, Einkommen und Geschlecht. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91799-3_3
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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