Zusammenfassung
Gegenstand dieses Beitrags ist die Entwicklung des Russischen als der mitgebrachten Sprache, der Familiensprache. Sein Erwerb durch die Kinder der ersten Immigranten-Generation steht im Spannungsfeld von zwei Faktoren: Einerseits gilt das Russische in Deutschland aufgrund der hohen Sprecherzahlen als sehr vital (Achterberg 2005), andererseits weist Esser (2006) nach, dass die zweite Generation in der Regel einen Assimilationssprung vollzieht, der sich in sinkenden Fähigkeiten in der Familiensprache äußert. Dieser Artikel vergleicht die russischen Sprachfähigkeiten von 32 bilingualen Kindern in Deutschland mit denjenigen von 23 monolingual russischen Kindern anhand dreier Parameter. Es zeigt sich, dass ein umfassender Erwerb der Familiensprache keineswegs unmöglich ist, es aber bei einem Drittel der Kinder zu einem deutlich eingeschränkten Erwerb des Russischen kommt. Insgesamt sind die russischen Sprachfähigkeiten der bilingualen Kinder auf einem Kontinuum anzusiedeln, das von völliger Entsprechung zu den Sprachfähigkeiten monolingualer Gleichaltriger bis hin zu fast nicht vorhandenen aktiven Fähigkeiten reicht. Dabei zeigt sich, dass der im Deutschen nicht vorhandenen grammatischen Kategorie des Verbalaspekts eine Indikatorfunktion für den Erwerb des Russischen zukommt.
Die vorliegende Untersuchung entstand im Rahmen des DFG-geförderten Projekts „Verbalaspekt bei bilingualen russisch-deutschen Kindern“, das am Sonderforschungsbereich 441 „Linguistische Datenstrukturen“ an der Universität Tübingen angesiedelt ist. Mein herzlicher Dank gilt allen Mitarbeiterinnen des Projektes, die die Erhebung und Bearbeitung der Daten durchgeführt haben und ohne die die vorliegende Untersuchung nicht möglich gewesen wäre – insbesondere Elena Dieser, die an der Erhebung besonders großen Anteil hatte und mit der ich viele Einzelfragen gewinnbringend diskutiert habe, sowie Nathalie Mai-Deines und Daria Pimenova, die den Hauptteil der Transkription und Kodierung durchgeführt haben.
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Literatur
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© 2009 VS Verlag fÜr Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH
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Anstatt, T. (2009). Der Erwerb der Familiensprache: Zur Entwicklung des Russischen bei bilingualen Kindern in Deutschland. In: Gogolin, I., Neumann, U. (eds) Streitfall Zweisprachigkeit – The Bilingualism Controversy. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91596-8_7
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