Auszug
Am Anfang des Vergleichens steht das Erkenntnisinteresse, das sich in der Forschungsfrage konkretisiert. Diese Fragestellung ist die zentrale Ausgangsbasis für das gesamte Vergleichsprojekt. Damit werden sowohl das Objekt des Vergleichs als auch die Bestimmung des Falls als zentrale Einheiten des Vergleichs konstituiert. Wie wir noch sehen werden, ist beides nicht identisch. In der Bestimmung des Vergleichsobjekts wird der funktionale und physische Ort konkretisiert. Wenn wir beispielsweise der Frage nach der Lösung von Umweltproblemen [Frage der Gestaltung von Wohlfahrtsstaaten] nachgehen wollen, dann ist die Umweltpolitik [Sozialpolitik] der Gegenstand des Forschungsinteresses. Damit wäre eine funktionale Festlegung getroffen. Auf welchen Ebenen die Umweltpolitik [Sozialpolitik] hierbei untersucht werden soll, hängt dann von der konkreten Fragestellung ab: So betrifft die Frage der Abfallentsorgung [Arbeitslosengeld II] unter anderem die kommunale Ebene; die Frage nach den Energiekosten (Besteuerung von fossilen Brennstoffen und Subvention alternativer Energien) [der Sicherung der Altersrenten] richtet sich an die nationale Ebene; die Frage nach Umweltstandards [grundlegende Arbeitsnormen] ist dagegen überwiegend auf europäischer Ebene angesiedelt.
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Kernliteratur
Lauth, Hans-Joachim/ Winkler, Jürgen (2002): Methoden der Vergleichenden Regierungslehre, in: Lauth, Hans-Joachim (Hrsg.): Vergleichende Regierungslehre. Wiesbaden, 37–69. Überblick über die Grundlagen der vergleichenden Forschung in der Politikwissenschaft. Dazu gehört die Entwicklung der Forschungsfragen und der theoretischen Anlage der Untersuchung. Der Beitrag bietet zugleich eine Orientierung für die Entwicklung eigenständiger komparativer Studien.
Nohlen, Dieter (2002): Vergleichende Methode, in: Nohlen, Dieter/ Schultze, Rainer-Olaf (Hrsg.): Lexikon der Politikwissenschaft: Theorien, Methoden, Begriffe, Bd. 2. München, 1020–1031. Erläutert die zentralen Grundlagen der Vergleichenden Methode und skizziert die entsprechenden komparativen Vorgehensweisen.
Patzelt, Werner J. (2005): Wissenschaftstheoretische Grundlagen sozialwissenschaftlichen Vergleichens, in: Kropp, Sabine/ Minkenberg, Michael (Hrsg.): Vergleichen in der Politikwissenschaft. Wiesbaden, 16–54.
Kategorien und Typologien
Collier, David/ Adcock, Robert (1999): Democracy and Dichotomies. A Pragmatic Approach to Choices about Concepts, in: Annual Review of Political Science 2: 537–565. Setzt sich vor allem mit der Frage auseinander, inwieweit dichotome Typologien sinnvoll in der sozialwissenschaftlichen Forschung eingesetzt werden können.
Hempel, Carl G. (1965): Typologische Methoden in den Sozialwissenschaften, in: Topitsch, Ernst (Hrsg.): Logik der Sozialwissenschaften. Köln/Berlin, 85–103. Klassischer Aufsatz über Methodenbildung in der Sozialwissenschart, der auch die wissen-schaftstheoretischen Implikationen betrachtet.
Lauth, Hans-Joachim (2003): Typologien in der vergleichenden Politikwissenschaft: Überlegungen zum Korrespondenzproblem, in: Pickel, Gert/ Pickel, Susanne/ Jahn, Detlef/ Lauth, Hans-Joachim (Hrsg.): Vergleichende politikwissenschaftliche Methoden–Neue Entwicklungen und Diskussionen. Wiesbaden, 37–58. Erörtert den Einsatz von Typologien in der Politikwissenschaft unter besonderer Berücksichtigung gradueller Befunde. Diskutiert werden Lösungsstrategien, wie solche Befunde typologisch berücksichtigt werden können.
Van Deth, Jan W (1998): Equivalence in Comparative Political Research, in: ders. (ed.): Comparative Politics. The Problem of Equivalence. London/New York, 1–19. Die vergleichende Forschung stößt im Vergleich auf Grenzen der Anwendbarkeit der gleichen Kriterien und Kategorien in unterschiedlichen Kontexten. Der Aufsatz betrachtet Möglichkeiten, Äquivalenz in der komparativen Forschung herzustellen.
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(2009). Voraussetzungen für den Vergleich: Fallbestimmung, Variablen und Typologien. In: Methoden der vergleichenden Politikwissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91331-5_2
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