Auszug
Mit Recht gilt Jean-Jacques Rousseau als einer der herausragenden Vertreter neuzeitlicher Pädagogik an der Schwelle zur Moderne. In beispielloser Weise zieht er Gesellschaft und Kultur des 18. Jahrhunderts vor den Richterstuhl kritischer Vernunft. Die Berechtigung dazu nimmt er aus der unmittelbaren Erleuchtung eines ursprünglichen Naturzustands des Menschen - eines Menschen ohne soziale Bindung, ohne Sprache, ohne Kultur, aber eben auch ohne Eitelkeit, ohne Neid, ohne Falsch, kurzum: ohne Widerspruch zwischen Sein und Schein.
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Literatur
Primärquellen
Die Bekenntnisse. Vollständige Ausgabe. Übersetzt von A. Semerau (durchgesehen von D. Leube). Mit einem Nachwort und Anmerkungen von Chr. Kunze. 2. Auflage. München. 1984 (BEK, Seitenangabe). Diese Autobiographie versammelt in zwölf Büchern enthüllende, verherrlichende und rechtfertigende Lebensberichte. Ein historisch beispielloses und authentisches Selbstbekenntnis, welches die Zerrissenheit der Person Rousseaus selbst im Textmaterial spiegelt.
Diskurs über die Ungleichheit. Discours sur l’inégalité. Edition Meier. Kritische Ausgabe des integralen Textes. Mit sämtlichen Fragmenten und ergänzenden Materialien nach den Originalausgaben und den Handschriften neu ediert, übersetzt und kommentiert von Heinrich Meier. Zweite, durchgesehene und erweiterte Auflage. Paderborn u.a. 1990 (D(EM), Seitenangabe). „Es handelt sich (...) um die umfassendste Ausgabe des Discours sur l’inégalité, die bisher veröffentlicht wurde, und um die erste zweisprachige, französischdeutsche Paralleledition, die Rousseaus Schrift in ihrer authentischen Anordnung, ungekürzt und im vollständigen Wortlaut wiedergibt“ (Heinrich Meier im Vorwort dieser Ausgabe, S. IX)
Emil oder Über die Erziehung. Vollständige Ausgabe in neuer deutscher Fassung, besorgt von Ludwig Schmidts. 3., unveränderte Auflage. Paderborn. 1975 (E(S), Seitenangabe). „Diese formlose und fast zusammenhanglose Sammlung von Betrachtungen und Beobachtungen habe ich einer guten und bedachten Mutter zuliebe begonnen. Ursprünglich hatte ich nur einen Aufsatz von einigen wenigen Seiten geplant; dann aber riss mich der Gegenstand hin, und so wurde unmerklich ein Buch daraus, das zweifellos zu groß ist für das, was es enthält, aber zu klein für den Gegenstand, den es behandelt.“ (Aus dem Vorwort Rousseaus in dieser Ausgabe)
▪ Emile oder Über die Erziehung. Herausgegeben, eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Martin Rang. Unter Mitarbeit des Herausgebers aus dem Französischen übertragen von Eleonore Sckommodau. Stuttgart. 1989 (E(R), Seitenangabe). In fünf Büchern, die in gewisser Weise aufeinander aufbauen, behandelt Rousseau die zentralen Themen seiner Erziehungstheorie: Erziehung durch die Natur, Erziehung durch die Dinge, die Bildung des moralischen und religiösen Bewusstseins, schließlich die Erziehung der Frau und die Gestaltung der Beziehung zwischen Emil und Sophie. In den deutschen Ausgaben ist die erste Fassung des Emile, das Manuscrit Favre, nicht enthalten (vgl. OCP, IV, 53-238).
Vom Gesellschaftsvertrag oder Grundsätze des Staatsrechts. Du contrat social; ou principes du droit politique. In Zusammenarbeit mit Eva Pietzcker neu übersetzt und herausgegeben von Hans Brockard. Stuttgart. 1977 (CS(B), Seitenangabe). Zum Korpus der politischen Schriften Rousseaus gehören neben dieser Version des <Gesellschaftsvertrags> die Abhandlung über die Politische Ökonomie, das «Genfer Manuskript» als die erste Fassung von Du contrat social und schließlich die Politischen Fragmente, die vollständig im Band III der OEuvres complètes der Bibliothèque de la Pléiade, Paris 1964, publiziert sind. Du contrat social stellt lediglich einen Auszug aus einem umfassenden Werk mit dem Arbeitstitel Institutions Politiques dar, welches verloren gegangen ist.
OEuvres complètes. Édition publiée sous la direction de Bernard Gagnebin et Marcel Raymond. Bibliothèque de la Pléiade. V volumes. Paris. 1959ff (OCP, Band, Seitenangabe). Diese Gesamtausgabe hat sich als Standard für den modernen wissenschaftlichen Gebrauch bewährt (vgl. Dent 1992).
Sekundärquellen
Forschner, Maximilian (1977): Rousseau. Freiburg i.Br./München. (R(MF), Seitenangabe) Das Buch behandelt ausführlich zentrale Themen der Kultur-und Gesellschaftskritik sowie der Geschichts-, der Rechts-und der Staatsphilosophie. Es schließt mit einer an Kants Moralphilosophie geschulten Rechtfertigung der entfremdeten bürgerlichen Gesellschaft.
Hansmann, Otto (2002): Jean-Jacques Rousseau (1712-1778). Basiswissen Pädagogik. Historische Pädagogik (Hg. von Ch. Lost/Chr. Ritzi), Band 1. Baltmannsweiler. (R(H), Seitenangabe) Dieser Band ist aus zwei Teilen komponiert. Im Teil A wird eine einführende Interpretation der wichtigsten Aspekte einer pädagogisch aufschlussreichen Lehre vom Menschen, einer für die neuzeitliche Aufklärung leitend gewordenen Erziehungsphilosophie und einer überraschend radikal konzipierten politischen Philosophie angeboten. Teil B stellt ausgewählte Quellentexte bereit.
Hentig, Hartmut von (2003): Rousseau oder Die wohlgeordnete Freiheit. München. (Hentig 2003, Seitenangabe) Im Feuilletonstil geht diese Ausgabe auf die Biographie, das Werk und die Wirkungen des pädagogischen Klassikers ein. Auf erfrischende und belehrende Weise wird deutlich gemacht, warum es sich noch immer lohnt, Rousseau zu lesen.
Schäfer, Alfred (2002): Jean-Jacques Rousseau. Ein pädagogisches Porträt. Weinheim/Basel. (Schäfer 2002, Seitenangabe) Wer bereits mit Rousseau vertraut ist, findet in diesem Buch Anlässe für eine kritische Revision geläufiger Auffassungen.
Sturma, Dieter (2001): Jean-Jacques Rousseau. München. (Sturma 2001, Seitenangabe) Für Philosophen und Pädagogen gleichermaßen aufschlussreich und empfehlenswert.
Verwendete Literatur
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Hansmann, O. (2008). Jean-Jacques Rousseau (1712–1778). In: Dollinger, B. (eds) Klassiker der Pädagogik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91203-5_2
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