Auszug
Die neuere Wissenschaftsgeschiclite hat das Gewicht der Naturwie der Sozialwissenschaften als kulturelle Deutungsmacht moderner Gesellschaften nachhaltig unterstrichen. Ob man auf die Biologie schaut oder auf die Soziologie, auf die Psychologie oder auf die Geschichte — die Entstehung und Entwicklung dieser Disziplinen geht in einer disziplinären Binnenperspektive, in Professionalisierung und „Paradigmenwechsel“ längst nicht auf. Im Zeitalter der Wissenschaften, vor allem also seit dem Ausgang des 19. Jahrhunderts, sind die Disziplinen ebenso sehr das Produkt gesellschaftlicher und kultureller Selbstverständigung wie sie auf diese zurückwirken: Die Identität moderner Gesellschaften ist anders, als eine wissenschaftlich vermittelte Identität, gar nicht mehr zu verstehen. Das gilt zumal unter dem Vorzeichen jener „Popularisierung“ von Wissenschaft, die in der letzten Zeit viel Aufmerksamkeit in der Forschung gefunden hat. Wissenschaft und Gesellschaft lassen sich im Grunde gar nicht mehr gegenüberstellen im Sinne der Frage nach „wechselseitigen Einflüssen“; auch die Vorstellung von einer „Wissenschaft der Gesellschaft“ (Luhmann) als deren funktionalem Subsystem greift in mancher Hinsicht zu kurz. Wenn der Begriff nicht letztlich zu diffus wäre, müsste man Foucaults Formel von der Wissenschaft als einem „Dispositiv“ moderner Gesellschaften aufgreifen.
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Nolte, P. (2008). Soziologie als kulturelle Selbstvergewisserung. Die Demokratisierung der deutschen Gesellschaft nach 1945. In: Sigmund, S., Albert, G., Bienfait, A., Stachura, M. (eds) Soziale Konstellation und historische Perspektive. Studien zum Weber-Paradigma. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90998-1_2
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