Auszug
Der vorliegende Aufsatz steht in einem größeren, wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Forschungszusammenhang, der sich aus einer Mehrebenenperspektive heraus mit der ‚Öffnung‘ und ‚Schließung‘ von Märkten und Sozialräumen befasst, also — vereinfacht gesagt — die Wechselwirkung von globalen, europäischen und nationalen (Markt- und Sozial-)Ordnungen untersucht. Im Mittelpunkt stehen dabei Prozesse der ‚Europäisierung‘ und ‚Globalisierung‘, mit denen sich eine Öffnung (Deregulierung), Erweiterung und neuerliche Schließung (Reregulierung) von Märkten verbindet. Die Liberalisierung und Vereinheitlichung von Marktordnungen über volkswirtschaftliche Grenzen hinaus setzt jedoch auch die nationalstaatlich umschriebenen Sozialordnungen unter Anpassungsdruck; auch hier kommt es zu einer Dynamik der (nationalen) Deregulierung und (europäischen und globalen) Reregulierung. Insgesamt entstehen aus dem Ebenen übergreifenden Zusammenspiel von wirtschafts- und sozialpolitischer Öffnung und Schließung somit neue, offenere und flexiblere Formen der Ordnung von Märkten und Sozialräumen, deren besonderer Beschaffenheit das Untersuchungsinteresse gilt. An die Stelle herkömmlicher (nationaler) Koordinations- und Integrationsmuster treten zunehmend neue (supra- und transnationale) Formen gesellschaftlicher — wirtschaftlicher, politischer, rechtlicher, moralischer — Integration und Koordination, deren größere Offenheit und Flexibilität jedoch sozial höchst voraussetzungsreich ist und deswegen stets prekär bleibt. Die entscheidende Frage lautet daher, wie europäisierte und globalisierte (also gleichermaßen ‚entstaatlichte‘ und ‚entnationalisierte‘) Ordnungsformen jenseits des Nationalstaats auf Dauer gestellt, d. h. institutionalisiert werden können. In dieser institutionentheoretischen Stoßrichtung findet sich neben der Mehrebenenanalytik ein zweites Verbindungselement der in diesem Forschungsschwerpunkt versammelten Disziplinen — geht es doch letztlich um die Analyse der Märkte wie Sozialräume konstituierenden Institutionen und deren Wandel im Übergang von nationalen zu übernationalen Regelungskontexten.
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Münch, R., Frerichs, S. (2008). Markt und Moral. Transnationale Arbeitsteilung und Netzwerksolidarität. In: Maurer, A. (eds) Handbuch der Wirtschaftssoziologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90905-9_20
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