Auszug
Die Sowjetunion und das gegenwärtige Russland setzen andere Bedingungen für die Bewertung der politischen Persönlichkeit, als sie die bisher betrachteten Länder bieten. Das Land befand sich nach der Russischen Revolution nur für einen kurzen Zeitraum in einem stabilen Zustand. Vom Tod Lenins im Jahr 1924 bis zur endgültigen Durchsetzung Stalins als politischer Führer der Sowjetunion war die Entwicklung von wirtschaftlichen Kraftakten und Nachfolgekämpfen um die Position Lenins charakterisiert. Zwischen 1933 und 1953 stand die Sowjetunion im Zeichen des Stalinismus. Partei und Staat degenerierten zu Instrumenten eines stark personalierten Regimes. Nach Stalins Tod reklamierten die Institutionen ein stärkeres Eigenleben. Chruschtschow versuchte noch einmal die starke Rolle einer Führerpersönlichkeit im Sowjetsystem zu beleben. Er konnte sich aber schon nicht mehr gegen die Ansprüche anderer Sowjetfunktionäre durchsetzen, die ihre Macht auf die Verfügung über die machtrelevanten Apparate gründeten. Die Ära Chruschtschow war ein Interim. Ein oligarchisches Miteinander der Spitzen von Partei, polizeilichen Institutionen, Militär und Staatswirtschaft sollte die darauf folgenden 20 Jahre der Ära Breschnew bestimmen. Der Generalsekretär an der Spitze des Systems war nur noch Erster unter Gleichen, ein Moderator und Geschäftsführer. Auf nahezu allen Gebieten, Technologie, Infrastruktur, Bedarfe des Alltagslebens, ja sogar der Rüstung verpasste die Sowjetunion in dieser Phase einer trügerischen Stabilität den Anschluss. Die Gesellschaft zeigte Verfallserscheinungen, die sich in steigender Kriminalität, schwarzen Märkten und umfassender Korruption bemerkbar machte.
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© 2007 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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(2007). Sowjetunion und Russland. In: Persönlichkeit und Politik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90718-5_9
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