Auszug
Ein Thema, das jahrzehntelang ein Nischendasein geführt hat, erreicht plötzlich die Öffentlichkeit: der demografische übergang. Was Demographen seit mehr als 30 Jahren auch für Deutschland beschrieben haben, wird nunmehr auch außerhalb von demographischen und familiensoziologischen Fachzirkeln diskutiert, nämlich die Konsequenzen des Geburtenrückganges und wachsender Lebenserwartung für moderne Gesellschaften. Tatsächlich sind für den hier interessierenden Geburtenrückgang die Tatsachen seit langem wohlbekannt:
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In Deutschland lagen die zusammengefassten Geburtenziffern bereits nach dem Ersten Weltkrieg erstmals unter dem Bestandserhaltungsniveau; bezogen auf die endgültigen Kinderzahlen haben die um 1880 geborenen Frauen letztmalig das Bestandserhaltungsniveau erreicht.1
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Bei der seit drei Dekaden um einen Wert von 1.4 oszillierenden zusammengefassten Geburtenziffer und bei einem Bestandserhaltungsniveau von 2.1 für die deutsche Gesellschaft ergibt sich, dass in jeder Generation etwa ein Drittel Geburten für die Bestandserhaltung fehlen. Ausdrücklich betont sei hierbei, dass es sich beim Bestandserhaltungsniveau keineswegs um eine „natürliche“ Zielgröße im Kontext sozial- oder bevölkerungspolitischer Diskussionen handelt.
Die genannte Lücke nachhaltig über Bevölkerungsimporte schließen zu wollen, weckt nicht nur adverse Reaktionen in der Bevölkerung; dieser stellt vielmehr große Herausforderungen an die Sozialintegration, die keinesfalls kostenfrei zu haben ist, und er resultiert in weiteren drastischen Veränderungen des Altersaufbaus der Wohnbevölkerung, der keineswegs einen Ausgleich des Geburtenrückgangs bedeutet.2
Schwarz 1991.
Lesthaeghe et al. 1991.
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Nauck, B. (2007). Der individuelle und kollektive Nutzen von Kindern. In: Ehmer, J., Ferdinand, U., Reulecke, J. (eds) Herausforderung Bevölkerung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90653-9_24
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