Zusammenfassung
Die Wiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1990 stellte auch die Verbände vor große Herausforderungen. Willy BrandtsLosung, dass nunmehr zusammenwachse, was zusammen gehöre, war gerade im Bereich zivilgesellschaftlicher Strukturen umso schwieriger zu befolgen, als in der DDR ein pluralistisches System organisierter Interessen per definitionemnicht hatte existieren können. Die vorliegende Abhandlung geht daher der Frage nach, wie dieses gesamtdeutsche verbandliche „Organisationsproblem“ (Löbler/Schmid/Tiemann 1992) gelöst wurde bzw. welche Probleme noch heute ihrer Bewältigung harren. Dabei werden zunächst die Grundlinien der Diskussion nachgezeichnet, die sich in der Verbandsforschung seit der Wiedervereinigung nachweisen lassen. Die Diskussion nahm ihren Ausgang von Gerhard LehmbruchsInstitutionentransfer-These (Lehmbruch 1991) und kreiste im folgenden Jahrzehnt im Grunde um eine Kernfrage: In welchem Ausmaß ist die verbandliche Wiedervereinigung durch einen Transfer etablierter westdeutscher Organisationsstrukturen in die neuen Bundesländer erfolgt bzw. durch die Fusion autonom entstandener west- und ostdeutscher Interessenstrukturen?
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Sebaldt, M. (2007). Verbände im Transformationsprozess Ostdeutschlands. In: von Winter, T., Willems, U. (eds) Interessenverbände in Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90602-7_19
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