Auszug
Lernen ist nie auszuschöpfen. Diese Beobachtung gilt schon infolge der von Hannah Arendt hervorgehobenen Geburtlichkeit und Geschichtlichkeit menschlicher Gesellungen. Es findet als vorbewusst-bewusster Vorgang nur statt, Nietzsches Einsicht eingedenk, die er ironisch wider Descartes formulierte: sum ergo cogito. Wer sich nicht in immer neuer Anstrengung bewusst wird, in ihren/seinen sozialen Betten und Kissen liegend, in denen sie/er neu alt wird, wer um die Entstehungs- und Wirkungsbedingungen ihr/ihm wichtiger Lernerfahrungen anderer nicht weiß, wie sollte sie oder er aus mühsam erkämpfter Distanz Eigenes und Anderes neu verknüpfen können? Die Materialität allen Lernens zu begreifen gehört zur ersten Voraussetzung, lernen zu können und nicht nur Konventionen mimetisch zu habitualisieren. Emphatisch moderne (und auch modische) Wissenschaft ist darum mit höchst diversen Qualitäten innovationsgeil (Centers of Excellence). Sie ist indes in der Regel nicht lernfähig. Sie verstößt gegen geschwätzig verkehrte Reflexion.
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Literatur
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Narr, WD. (2006). Vom Foucault lernen — Erknnen heißt erfahren riskant experimentieren. In: Kerchner, B., Schneider, S. (eds) Foucault: Diskursanalyse der Politik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90475-7_17
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