Auszug
Das Stärkemodell ist ein künstlicher Blick und nicht der Blick unseres Alltagsverstandes. Denn der ist ein notorischer Problemlöser. Dagegen ist das Stärkemodell eine professionelle Sicht, die sehr disziplinierend mit unserem Alltagsverstand umgeht und unsere Perspektive konsequent auf Stärken einstellt. Bei einer Mutter, der 14 Jahre lang eine gute Erziehung gelungen ist, fällt uns plötzlich die Erziehung als problematisch auf, wenn der Sohn beginnt, nicht mehr in die Schule zu gehen und mit seinen Freunden um die Häuser zu ziehen. So etwas nimmt unsere Aufmerksamkeit derart in Anspruch, dass wir die wichtigere Tatsache, dass nämlich 14 Jahre lang alles gut geklappt hat, gar nicht mehr wahrnehmen. Wir sind derart auf die Wahrnehmung von Schwierigkeiten trainiert, dass wir Leute eher als „Hilfsbedürftige“ wahrnehmen, denn als „Sich-Helfende“. Die Stärkensicht ist uns nicht in die Wiege gelegt, sondern harte berufliche Qualifizierungsarbeit.
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Früchtel, F., Budde, W. (2006). Wie funktioniert fallspezifische Stärkenarbeit? Sozialraumorientierung auf der Ebene von Individuen. In: Budde, W., Früchtel, F., Hinte, W. (eds) Sozialraumorientierung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90393-4_11
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