Auszug
In den letzten Jahren ist die explizite Beschäftigung mit der Vielfalt an Theorien in der Soziologie wieder vermehrt zum Gegenstand der Theoriediskussion geworden. Dies geschieht auf verschiedene Weise. Einmal dadurch, dass an die bereits versandet geglaubte Theorienvergleichsdebatte der 70er Jahre angeknüpft und versucht wird, durch Vergleiche die nach wie vor unübersichtliche Theorienvielfalt in geklärte Verhältnisbestimrnungen der verschiedenen Ansätze zu überführen oder Vorschläge zu entwickeln, welche Ansätze zu eliminieren sind.1 Weiter geschieht es auch dadurch, dass der Sinn solcher Vergleichsbemühungen bezweifelt und die Vielfalt statt dessen als etwas begriffen wird, was nicht als „multiple Paradigmatase“ zu beklagen, sondern die Mannigfaltigkeit der sozialen Welt zum Ausdruck bringt und daher für die jeweilige Theoriebildung als kreatives Potenzial zu nutzen ist.2 Schließlich gibt esnoch den Vorschlag, die Vielfalt dadurch zu bewältigen, dass die verschiedenen Ansätze oder zumindest deren relevante Konzepte in einer bzw. zu einer Theorie zusammengeführt und darüber integriert werden. Das ist das Ziel, das sich Hartmut Esser mit seiner in den letzten Jahren konzipierten „Soziologie“ gesteckt hat.
Siehe dazu etwa den Bericht von Andrea Hamp zur Theorienvergleichstagung der Sektion „Soziologische Theorien“ der DGS in Dresden in Heft 44/2005 der „Soziologie“; siehe weiter die diskursiven Theorienvergleichsbände Greshoff/Kneer 1999, Greshoff/Kneer/Schimank 2003 sowie verschiedene Beiträge in Schimank/Greshoff 2005.
Siehe etwa Barlösius/Müller/Sigmund 2001, S. 21–23 sowie Reckwitz 2005.
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Literatur
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Esser, Hartmut (1999): Soziologie. Spezielle Grundlagen. Band 1: Situationslogik und Handeln, Frankfurt/M/New York
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Greshoff, Rainer, Georg Kneer (1999) (Hg.): Struktur und Ereignis in theorievergleichender Perspektive, Opladen-Wiesbaden
Greshoff, Rainer, Georg Kneer, Uwe Schimank (2003) (Hg.): Die Transintentionalität des Sozialen, Wiesbaden
Hondrich, Karl Otto (1976): Entwicklungslinien und Möglichkeiten des Theorievergleichs, in: M. Rainer Lepsius (Hg.), Zwischenbilanz der Soziologie, Stuttgart, S. 14–36
Hondrich, Karl Otto (1978): Viele Ansätze-eine soziologische Theorie, in: Karl Otto Hondrich, Joachim Matthes (Hg.), Theorienvergleich in den Sozialwissenschaften, Darmstadt/Neuwied, S. 314–330
Joas, Hans, Wolfgang Knöbl (2004): Sozialtheorie, Frankfurt/M
Lindemann, Gesa (2005): Theorievergleich und Theorieinnovation. Plädoyer für eine kritisch-systematische Perspektive, in: Uwe Schimank, Rainer Greshoff (Hg.), Was erklärt die Soziologie?, Münster, S. 44–64
Reckwitz, Andreas (2005): Warum die Einheit der Soziologie unmöglich ist: Die Dynamik theoretischer Differenzproduktion und die Selbsttransformation der Moderne, in: Uwe Schimank, Rainer Greshoff (Hg.), Was erklärt die Soziologie?, Münster, S. 65–77
Schimank, Uwe, Rainer Greshoff (2005) (Hg.): Was erklärt die Soziologie?, Münster
Schmid, Michael (2001): Theorienvergleich in den Sozialwissenschaften, in: Ethik und Sozialwissenschaften, 12, S. 481–494
Schmid, Michael (2005): Soziale Mechanismen und soziologische Erklärungen, in: Hans-Jürgen Aretz, Christian Lahusen (Hg.), Die Ordnung der Gesellschaft, Frankfurt/M, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, S. 35–82
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© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Greshoff, R., Schimank, U. (2006). Einleitung: Integrative Sozialtheorie. In: Greshoff, R., Schimank, U. (eds) Integrative Sozialtheorie? Esser — Luhmann — Weber. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90259-3_1
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