Auszug
Wir jagten nur so dahin, damals, über die aufgewühlte Ostsee. Gischtfahnen wehten über das Deck der Seute Deern, der zweimastige Jugendsegler rollte und stampfte wie ein wild gewordener Gaul. Es blies mit Beaufort 6, in Böen 7, und ich, noch keine 20 auf diesem Törn und aus dem tiefsten Binnenland, war stolz wie Harry: keine Spur von Seekrankheit! Im Gegenteil — ich hatte Bärenhunger und aus der Kombüse duftete es nach dem Mittagessen: Schweinebraten, Rotkohl und Salzkartoffeln. Plötzlich sprang die Kombüsentür auf und der Smutje trat, grün im Gesicht und eiligen Schrittes, an die Reling und opferte Neptun. Ich erschrak richtig, als ich ihn würgen und spucken sah: Ein Berufsseemann, der ein Leben lang auf Hochsee-Frachtern gekocht hat — und seekrank wird? „Mir geht das immer so, wenn es zu wehen anfängt“, sagte er mir nach dem Essen. Er hatte es pünktlich aufgetischt, als sei nichts gewesen.
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© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Zindel, U. (2006). Grün im Gesicht. In: Herrmann, F. (eds) Unter Druck. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90256-2_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90256-2_7
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-14223-4
Online ISBN: 978-3-531-90256-2
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