Zusammenfassung
In einem konzeptionell angelegten Aufsatz hat sich Ingrid Paus-Hasebrink (2010) mit der Bedeutung von Medien im Lebenslauf der Menschen auseinandergesetzt. Dabei rückt sie ausgehend von dem anstehenden demographischen Wandel insbesondere die Medienaneignungsprozesse in den Vordergrund. Die konzeptionell angelegten Antworten auf die aufgeworfenen Fragen sucht und findet sie in dem von Kommunikationswissenschaft, Medienwissenschaft, Mediensozialisationsforschung und Medienpädagogik aufgespannten Wissenschaftsraum. Zentrales Bezugskonzept ist dabei ein an Habermas angelehntes Konzept von Lebenswelt, die „als sprachlich organisierter Vorrat von Hintergrundannahmen“ (Paus-Hasebrink 2010: 196) und damit als Interpretationsreservoir verstanden wird, das „sich in sprachlich kulturellen Überlieferungen reproduziert“ (ebd.). Zudem bezieht sie sich auf den auf Max Weber zurückgehenden Ansatz der alltäglichen Lebensführung und das an Pierre Bourdieu und Ralph Weiß anknüpfende Konzept eines „praktischen Sinnes“, von dem her sich Medienrezeption bzw. -aneignung rekonstruieren lässt. Dieses Tableau wird in Bezug auf Eriksons Biographie- und Identitätskonzept, Havighursts Entwicklungsaufgaben sowie auf den sogenannten life-span-Ansatz beschrieben. Dabei steht dann die Frage nach den Potenzialen und der Art der persönliche Entwicklung und der individuellen Identität im Vordergrund. In diese theoretischen Überlegungen gehen die vielfältigen empirischen Untersuchungen ein, die Paus-Hasebrink in der Vergangenheit durchgeführt hat und die sie im Hinblick auf ihre hier verarbeiteten Fragestellungen beispielhaft zu Rate zieht.
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Notes
- 1.
Diese These wird hier nur skizziert; ich habe sie bereits in einem anderen Text genauer ausgeführt, mit dem sich Überscheidungen mit diesem Kapitel ergeben (vgl. Krotz 2012).
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Krotz, F. (2013). Aufwachsen in mediatisierten Welten. In: Wijnen, C.W., Trültzsch, S., Ortner, C. (eds) Medienwelten im Wandel. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19049-5_4
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