Zusammenfassung
Im alltäglichen Sprachgebrauch weckt der Begriff „Rolle“, im Hinblick auf seine Verwendung, bestimmte Formen menschlichen Handelns zu beschreiben, die Assoziation mit der Tätigkeit des Schauspielens im Theater, im Film oder im Fernsehen: Schauspieler verkörpern oder spielen Rollen. Sie übernehmen viele Rollen und tun dies in unterschiedlicher Art und Weise mit unterschiedlicher Glaubwürdigkeit und unterschiedlichem Erfolg. Eine Rolle spielen meint daher zunächst und zumeist, so zu tun, als ob man jemand anderes wäre. Das Wort „spielen“ scheint dabei von entscheidender Wichtigkeit zu sein, denn Spielhandlungen basieren auf besonderen, nur situativ gültigen Regeln, die die Spielsituation markieren. Sie sind u. a. in einer spezifischen Art und Weise konsequenzvermindert und weisen ein scheinhaftes Element auf (vgl. z. B. Scheuerl 1979). Im Hinblick auf schauspielerisches Rollenhandeln bedeutet das in einem allgemeinen Verständnis etwa Folgendes: Der Schauspieler Herr Meier spielt beispielsweise Hamlet, d. h., er verhält sich (annähernd, ungefähr etc.) so, wie es die von Shakespeare entworfene Figur im Drama tut. Herr Meier als Hamlet ist aber immer Herr Meier. Er hört als Hamlet nicht auf, Herr Meier zu sein.
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Literatur
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Klepacki, L. (2014). Rolle. In: Wulf, C., Zirfas, J. (eds) Handbuch Pädagogische Anthropologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18970-3_24
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