Zusammenfassung
Mädchentreffs sind die institutionell weitestgehende Konsequenz aus der Kritik an der Jungenorientierung der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Als geschlechtshomogene Einrichtungen haben sie das Ziel, Mädchen Freiraum für persönliche Entwicklungen zu geben, die kulturelle Normierungen überschreiten können und damit einen Beitrag zur Dekonstruktion von Geschlechterstereotypen zu leisten.
Auf der Ebene von Programmatik wird im Rahmen offener Jugendarbeit mit einem Mädchentreff Raum für Mädchen geschaffen, ohne geschlechtsspezifische Einschränkungen aufgrund direkter Interaktion mit Jungen. Mit Michael Walzer (1992) könnte man sagen, dass ein Mädchentreff eine „Sphäre der Gerechtigkeit“ darstellt, innerhalb einer „Pädagogik der Vielfalt“ (vgl. Prengel 2006), in der Mädchenkultur anerkannt wird neben und in einer von Jungen dominierten Jugendkultur (vgl. Tillmann 2008; Fritzsche 2003). Dies scheint insofern noch immer relevant zu sein, als die Synopse von Schmidt (2011) von empirischen Studien zur Jugendarbeit von 1950–2009 zeigt, dass die geschlechtsbezogene Nutzung sich seit den 1970er-Jahren nicht verändert hat: die Offene Kinderarbeit wird von Mädchen und Jungen gleichermaßen genutzt und ab ca. 12 Jahren nimmt der Anteil der Mädchen ab bis zu einem Verhältnis von 1 : 2 bis 1 : 3 (vgl. Graff 2011).
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Literatur
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Arapi, G., Graff, U. (2013). Mädchentreff. In: Deinet, U., Sturzenhecker, B. (eds) Handbuch Offene Kinder- und Jugendarbeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18921-5_83
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