Zusammenfassung
Wie bereits deutlich geworden, sind mehrere Interpretationen des Keynesschen Werkes möglich. Welche dem Geist des Meisters am ehesten die Treue hält oder ihn gar besser versteht, als er sich selbst, kann und braucht hier nicht entschieden zu werden. Sicher aber ist, daß sich aus den Schriften Keynes’, genauer gesagt: aus der General Theory und den ihr benachbarten Texten, eine Theorie destillieren läßt, die das Geld anders als ihre neoklassischen Vorläufer und Erben in den Mittelpunkt stellt und Gründe dafür beizubringen weiß, warum unser ökonomisches System besser Geld- als Marktwirtschaft oder Kapitalismus genannt werden sollte. Das Geld war für den späten Keynes – darin sind seine zerstrittenen Kinder sich einig – kein bloßes Hilfsmittel oder Ornament, sondern integraler Bestandteil, wenn nicht gar Fundament der modernen Ökonomie. Daß diese Einsicht bei nicht wenigen seiner Schüler wie erst recht im Monetarismus zum bloßen Lippenbekenntnis verkam, steht auf einem anderen Blatt. Fortgeschrieben und radikalisiert wurde Keynes’ Theorie der Geldwirtschaft allerdings durch den akademisch wie wirtschaftspolitisch randständigen „Postkeynesianismus“, einer durchaus heterogenen Gruppe von Autoren, die sich zumindest negativ jedoch einig ist in der Ablehnung des IS-LM-Modells beziehungsweise der neoklassischen Synthese. Die Frage, obder Postkeynesianismus selbst sich zu einer einheitlichen Lehre zusammenschließen läßt oder überhaupt zusammengeschlossen werden sollte, will ich nicht weiter verfolgen. Unterscheiden will ich gleichwohl zwischen denjenigen Postkeynesianern oder „Fundamentalisten“ einerseits – Fundamentalisten deshalb, weil sie die banalisierende Lektüre des Keynesschen Spätwerks zu unterlaufen versuchen –, welche das Moment der durch das Geld gebannten als auch gesetzten Unsicherheit betonen und der Eigentumstheorie andererseits, die beansprucht, die Geldwirtschaft präzise und kohärent von allen anderen und früheren Formen der Ökonomie abgrenzen zu können.
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© 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden
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Paul, A.T. (2012). Die Eigentumstheorie vor der Geschichte. In: Die Gesellschaft des Geldes. Wirtschaft + Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18900-0_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-18900-0_6
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