Zusammenfassung
Dürrenmatts Begriff des ›dramaturgischen Denkens‹ bezeichnet einen essentiellen Punkt in seinem ästhetischen Selbstverständnis. Er markiert eine geistige Haltung, die sich in den frühen Jahren seines Schaffens aus einer theoretischen Auseinandersetzung mit dem Drama herauskristallisiert hat und zur Grundlage seiner intellektuellen Position wurde. Ausgehend von Aristoteles’ These, die Dichtung ahme im Möglichen das Wesen des Wirklichen nach (Poetik, Kap. 9), stellt Dürrenmatt in den Sätzen über das Theater (1970) die Frage nach den Wegen, das Mögliche der Wirklichkeit auszuloten, ins Zentrum seiner Dramaturgie (vgl. WA 30, 183 f.). Damit umfasst sein dramaturgisches Denken analytisches Erfassen ebenso wie mimetisches Darstellen der Wirklichkeit; es stellt sich als ein hybrides Moment heraus, das philosophische Fragen der Erkenntnis mit kreativen Aspekten literarischen Schaffens vereint.
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Literatur
Primärtexte
Aspekte des dramaturgischen Denkens. In: WA 30, 104–120. Sätze über das Theater. In: WA 30, 176–211.
Sekundärliteratur
Améry, Jean: Friedrich Dürrenmatts politisches Engagement. In: Text + Kritik 56 (1984), 63–70.
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Käser, Rudolf/Käppeli, Patricia: System-Metaphern. Modelle des Staates und der Gesellschaft im essayistischen und dramatischen Werk Friedrich Dürrenmatts. In: Ulrich Weber u. a. (Hg.): Dramaturgien der Phantasie: Dürrenmatt intertextuell und intermedial. Göttingen 2014, 97–116.
Rüedi, Peter: Friedrich Dürrenmatt und die Stoffe als Autobiographie des Als-Ob. In: Peter Rusterholz u. a. (Hg.): Die Verwandlung der Stoffe als Stoff der Verwandlung. Friedrich Dürrenmatts Spätwerk. Berlin 2000, 41–53.
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Famula, M. (2020). Dramaturgisches Denken. In: Weber, U., Mauz, A., Stingelin, M. (eds) Dürrenmatt-Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05314-5_87
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