Zusammenfassung
Wie schlägt sich der Status der Emigration — das heißt der Wechsel in ein ande- res kulturelles Milieu, in eine andere Sprache, meist verbunden mit dem Verlust von sozialer Sicherheit und Bindung — in der musikalischen Sprache nieder? Die Beantwortung dieser Frage hängt davon ab, ob es überhaupt möglich ist, Reflexe des sozialen, kulturellen und psychologischen Umbruchs, wie sie eine Emigration darstellt, an der kompositorischen Faktur abzulesen. Und sie bein- haltet gewisse methodische Risiken. Denn bei dem Nachweis, wie sich im mu- sikalischen Kunstwerk, in seiner ganz konkreten musiksprachlichen Setzung abstrakte Konstruktionen des Gesellschaftlichen widerspiegeln, führt entweder ins Nebulöse oder in gar zu simplifizierende Darstellungen — derart, daß zum Beispiel musikalischer Gleichlauf mit dem Gleichlauf von Maschinen und so- mit mit der Industrialisierung assoziiert wird. Zudem kann man es nicht als ge- sichert ansehen, daß die diesem Ansatz eigene expressive Logik auch der Äs- thetik des jeweils zu analysierenden Werkes entspricht. Trotz dieser Skepsis möchte ich versuchen, mich der oben gestellten Frage am Beispiel der Person und des Schaffens Ivan Višnegradskij s anzunähern.
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Similar content being viewed by others
Notizen
Višnegradskij publizierte seine Autobiographie unter dem Namen seiner Frau; Lucille Gayden, Ivan Wischnegradsky, Frankfurt am Main 1973, S. 13.
Boris de Schloezer, „Musique moderne russe“, in: La Revue Musicale, 7. Jg. (1925/26), Nr. 9 (Juli 1926), S. 68–69;
Léon Kochnitzky, „Festival de musique à quart de ton; Œuvres de Iwan Wyschnegradsky“, in: La Revue Musicale, Nr. 172 (Februar/März 1937). S. 128–129;
Olivier Messiaen anläßlich eines Konzerts mit Werken Višnegradskijs am 25. Januar 1937, in: Le Monde vom 28. Februar 1937.
Thomas Mann, „Nietzsches Philosophie im Lichte unserer Erfahrung“ (1947), in: ders., Ausgewählte Essays in drei Bänden, Bd. 3: Schriften über Musik und Philosophie, hrsg. von Hermann Kurzke, Frankfurt am Main 1978, S. 235–264, hier; S. 243.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2004 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Barthelmes, B. (2004). Der Künstler als ewiger Fremder. Kompositorische Reflexion der Emigration bei Ivan Višnegradskij. In: Geiger, F., John, E. (eds) Musik zwischen Emigration und Stalinismus. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02920-1_15
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02920-1_15
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01938-7
Online ISBN: 978-3-476-02920-1
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)