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Günther und Gutrune

Geschwister im Untergang

  • Chapter
»Alles ist nach seiner Art«
  • 84 Accesses

Zusammenfassung

Unter den Figuren des Ring nehmen Günther und Gutrune eine merkwürdige Zwitterstellung ein. Auf der einen Seite drängt sich die Frage auf, ob es sich bei dem unseligen Geschwisterpaar überhaupt um ›dramatis personae‹ im strengen Sinne des Wortes handelt. Zu keiner Zeit nämlich gewinnen sie eigenständiges dramatisches Profil, prägen sie von sich aus das Geschehen, vielmehr agieren sie von Anfang bis Ende als willenlose Werkzeuge und schließlich Opfer der Hagenschen Intrige. Schon ihr überwiegend gemeinsames Auftreten deutet auf ihre Unselbständigkeit: Was beide verbindet, ist ein Mangel — die Ehelosigkeit —, und der Wunsch, diesen Mangel zu beheben, läßt sie zum unlauteren Mittel der Täuschung greifen, deren von Hagen selbst betriebene, weil zu seinem Kalkül gehörende Aufdeckung ihnen die Ehre und das Leben nimmt. Am Ende stehen sie da als betrogene Betrüger, denen man allenfalls Bedauern, aber kaum Mitgefühl entgegenbringt. Anders als Siegfried und Brünnhilde verleiht ihnen das Scheitern keine tragische Fallhöhe. Vom Bösen, auf das sie sich einlassen, bleibt nur das Niedrige an ihnen haften, an seinem mephistophelischen Glanze haben sie keinen Anteil. Etwas Banal-Mittelmäßiges geht von ihnen aus, nach den Wirkungsgesetzen des Theaters und erst recht des Musiktheaters sind sie eigentlich Anti-Helden.

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Anmerkungen

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Udo Bermbach

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Döhring, S. (2001). Günther und Gutrune. In: Bermbach, U. (eds) »Alles ist nach seiner Art«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02795-5_9

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02795-5_9

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-01840-3

  • Online ISBN: 978-3-476-02795-5

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