Pornographie

Zusammenfassung

Wie nie zuvor ist am Ende der 1980er Jahre das sexuell-obszöne Genre zum Gegenstand öffentlicher Aufmerksamkeit geworden: in Politik, Medien und Alltagsgesprächen wird mit großer Inbrunst Abscheu geäußert, wird eine vielfältige Gefährlichkeit unterstellt. Im heutigen Deutschland bildet Pornographie den Paradefall eines Sozialproblems, erneut entfacht 1990 durch den Nachfrageschub in den neuen Bundesländern. Über das affektbeladene Thema läßt sich gegenwärtig nur sinnvoll reden, wenn ein persönlicher Standpunkt bezogen wird. Wir halten die vorfmdliche Pornographie fir ästhetisch unsäglich, sexualethisch bedenklich und geschlechterpolitisch unverantwortlich. Diese drei Negativurteile beziehen sich auf das gesamte Genre; nicht notwendig aber ist jedes Einzelprodukt so einzuschätzen. Daß die reale Welt in ästhetischer, ethischer und politischer Hinsicht gegenüber idealen Maßstäben weit zurückbleibt, gilt im Sexuellen nicht weniger als sonstwo. Daher ist Pornographie — weder die im Warenkorb, noch die Möglichkeit schlechthin — keineswegs bereits dadurch verdammt, daß man überaus viele ihrer Produkte häßlich, abscheulich und verächtlich nennen muß.