Zusammenfassung
Wer eine Arbeit vorlegt, die sich mit Fragen der Insolvenz von Unternehmen und der Bewältigung von Insolvenzen befaßt, kann derzeit sicher sein, daß ihm die Aktualität des aufgegriffenen Problemkreises bescheinigt wird: Am geltenden Insolvenzrecht wird seit einigen Jahren im zunehmenden Maße Kritik geübt. Viele eingängige Formulierungen könnten hierzu als Indizien angeführt werden. Mehrere Gründe werden als Erklärung für die Welle an Kritik ins Feld geführt. Die Zahl der Unternehmen, die pro Jahr insolvent werden, hat sich im Zeitraum zwischen 1974 und 1984 in etwa verdoppelt. Ebenfalls deutlich gestiegen ist der Anteil der Unternehmen an der Gesamtzahl der jährlichen Unternehmensinsolvenzen, die nicht im Rahmen eines der hierfür konzipierten Verfahren — Konkurs- oder Vergleichsverfahren — liquidiert oder saniert werden. Mehr als 75% aller insolventen Unternehmen können mangels „freier Masse“ in ein geregeltes Abwicklungsverfahren nicht eintreten. Sie werden ohre institutionalisierte Kontroll- und Verwertungsinstanz zerschlagen. Nur etwa 0,7% der insolventen Unternehmen versuchen, die Liquidation als Regelfolge des Konkursverfahrens in einem Vergleichsverfahren zu vermeiden. Über die Zahl der stillen Vergleiche gibt es nur (stark divergierende) Vermutungen. Die sog. Masselosigkeit der Mehrzahl insolventer Unternehmen hat ihrerseits Gründe, die Gegenstand von z.T. harscher Kritik sind. Vorrangig werden zwei Gründe angeführt: (1) Der Anteil gesicherter Kredite an den Fremdmitteln sei in Verbindung mit dem steigenden Fremdmittelanteil an der Kapitalstruktur der Unternehmen überproportional gestiegen mit der Folge, daß die freie (Rest)Masse bei Eintritt der Insolvenz nicht ausreiche, die Verfahrenskosten zu decken. (2) Die gesicherten Gläubigern zugestandenen Kreditsicherheiten in Form von Zugriffsrechten schwächten deren Interesse an der Auslösung von insolvenzrechtlichen Verfahren. Reglementierte (Konkurs) Verfahren würden generell zu spät ausgelöst. Konsequenz beider Ursachen seien ganz bescheidene Konkursquoten für ungesicherte Gläubiger. Auf einen kurzen Nenner gebracht bewegt sich die Diskussion in einem durch die Begriffe Masselosigkeit, niedrige Konkursquoten, Wuchern von Kreditsicherheiten, zu späte Auslösung, Funktionsverlust der Vergleichsordnung skizzierten Rahmen.
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© 1987 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden
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Drukarczyk, J. (1987). Das Problem. In: Unternehmen und Insolvenz. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99524-7_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-99524-7_1
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