Zusammenfassung
„Die folgenden Überlegungen gehen davon aus, dass es Systeme gibt.“ So beginnt Niklas Luhmann (1984: 30) das erste Kapitel seines Grundrisses einer allgemeinen Theorie. Doch ganz so einfach, wie es zunächst erscheint, hat Luhmann es sich (und seinen Leserinnen) nicht gemacht. Auch Systeme haben einen Anfang. Systeme müssen entstehen, bevor es sie gibt; oder anders: es gibt Systeme erst, wenn sie entstanden sind. Dies ist nicht unproblematisch, denn mit der Systemgenese muss ein Problem gelöst werden, das seit Talcott Parsons „doppelte Kontingenz“ genannt wird. Parsons hatte anhand dieses Problems die Frage lösen wollen, wie denn soziale Ordnung ü-berhaupt möglich sei. Das Problem und die Lösung „doppelter Kontingenz“ nimmt deshalb bei Parsons eine wichtige Stellung ein. Auch für Luhmann ist das Problem „doppelter Kontingenz“ zentral: „Wir halten fest, dass das Problem der doppelten Kontingenz zu den Bedingungen der Möglichkeit von Handlungen gehört und dass daher die Elemente von Handlungssystemen, nämlich Handlungen, nur in diesen Systemen und nur durch Lösung des Problems der doppelten Kontingenz konstituiert werden können.“ (Luhmann 1984: 149) Nur wenn es also eine Lösung des Problems „doppelter Kontingenz“ gibt, kommt es zur Systembildung (Luhmann 1988: 237).2
Aller Anfang ist leicht.
Niklas Luhmann
Dieser Beitrag entstand im Rahmen des von der DFG geförderten Projekts „Untersuchungen zur Dynamik sozialer Systeme anhand der Simulation komplexer, adaptiver Agenten“. Für ihre Unterstützung danken wir (in alphabetischer Reihenfolge): Prof. Dr. Wolfgang Banzhaf, Gudrun Hilles, Dipl.-Inform. Christian Lasarczyk, Prof. Dr. Uwe Schimank und Dipl.-Inform. Andre Skusa.
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Kron, T., Dittrich, P. (2002). Doppelte Kontingenz nach Luhmann — ein Simulationsexperiment. In: Kron, T. (eds) Luhmann modelliert. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99330-4_7
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