Zusammenfassung
In das Zentrum einer Soziologie der Beratung habe ich die Analyse von Macht gestellt. In dem besonderen Verständnis von Macht als Mikropolitik sehe ich einen wertvollen Beitrag der Soziologie für die Theorie der Beratung als auch für die Beratungsforschung. Die Spielmetapher ermöglicht die Berücksichtigung von Subjekt, Macht und Geschichte für eine Theorie der Beratung. Gleichzeitig bleibt der soziologische Blick für die Regeln und Ressourcenverteilungen erhalten, der Blick für Strukturen, die hinter den Personen liegen. Es ist dieses spezielle Verständnis der Dualität von Struktur, das Organisationsberatung zu analysieren hilft, jenseits der klassischen Dichotomien von oben und unten, von Individuum und System, von formeller und informeller Organisation. Die eingangs gewählte Unterscheidung von Soziologie der Beratung und Soziologie in der Beratung soll hier noch einmal aufgegriffen werden, und anhand der Ergebnisse dieser Arbeit vertieft werden.
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Literatur
In diesem Sinne ist Mingers (1996) von der systemischen Theorie enttäuscht: sie hat mit einem systemischen Bezugsrahmen versucht, einen systemischen Beratungsprozeß zu untersuchen. Vor der Analyse eines Phänomens wie der „doppelbödigen Kommunikation“ (S.234) streckt sie dann die systemischen Waffen: „Von der grünen Wiese in den Dschungel verpflanzt, erweist sich die Stärke der Systemtheorie zugleich als eine ihrer größten Schwächen: ihre Universalität.” (S.273)
Selvini Palazzoli erwähnt die Idee der positiven Konnotation als ein Beispiel für den Versuch, den Therapeuten vor peinlichen und unproduktiven Zusammenstößen mit der Familie zu schützen Selvini Palazzoli, Cirillo, Selvini und Sorrentino 1996, S.23). Am Ende des Buches diskutiert sie dann die praktischen Probleme mit dieser „unaufrichtigen Zurückhaltung“ (ebd., S.310ff). Patienten lasen zum Teil auch ihre Bücher, und vermuteten alsbald hinter allem therapeutischen Handeln einen verborgenen Hintersinn, was zu unfruchtbaren wechselseitigen Täuschungsmanövern in der Therapie führte.
Den Unternehmensberater als Sinnschöpfer analysiert Kieser (1996, 1998) sehr anschau lich. Deutschmann (1993) sieht in den Untemehmensberatem eine „neue Reflexionselite“. Eine Aufgabe der Soziologie besteht für Deutschmann darin, „(…) Angebot und Nachfrage auf dem Beratungsmarkt, die sie bestimmenden Faktoren und Interessen sowie die daraus resultierende Verteilung sozialer Macht zu untersuchen.” (S.62)
Für die Familientherapie in genau der gleichen Weise: Selvini Palazzoli, Cirillo, Selvini und Sorrentino 1996, S.353ff.
In der Organisationsberatung finden zunehmend auch Varianten des „Reflektierenden Teams“ (vgl. Schweitzer und Schlippe 1996, S.199ff) als Interventionsform Verwendung. Dabei arbeitet ein Berater mit dem Klienten, während der Kollege oder mehrere Kollegen ihn dabei beobachtet bzw. beobachten. Die Sitzung wird dann für eine Reflektionsphase unterbrochen, in der der Berater sich mit seinen Kollegen in einer Art Metalog unter Anwesenheit des Klienten austauscht.
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© 2000 Leske + Budrich, Opladen
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Iding, H. (2000). Ausblick: Soziologie und Organisationsberatung. In: Hinter den Kulissen der Organisationsberatung. Reihe: Focus Soziale Arbeit, vol 9. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97459-4_6
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