Die Entzauberung des Klausurrituals: Aus Widersprüchen lernen

Zusammenfassung

Bereits die Tatsache, daß mit diesem Band „Fallanalysen in der Lehrerausbildung“ als ein besonderes, vielfach innovatives Thema behandelt werden kann, scheint mir ein Index für ein Problem zu sein. Es besteht darin, daß wir augenscheinlich weithin daran gewöhnt sind, pädagogische Professionen jenseits der Vermittlung des bewußten und unbewußten Professionswissens und -handelns auszubilden. Lehrer soll man werden, indem man fachwissenschaftliche Wissensbestände ansammelt, ein wenig pädagogische Theorie auf sich wirken läßt, gegebenenfalls indem man didaktisches Planungsknow-how kennenlernt und einübt, wie dies im Referendariat im Zusammenhang mit schriftlichen Ausarbeitungen zu Unterrichtsstunden üblich ist. Aber weder wird das, was im alltäglichen Unterricht für den angehenden Lehrer problematisch wird, in der Lehrerausbildung analysiert, noch wird anschaulich gezeigt, wie Professionen real die Problemstellungen ihrer Praxis bewältigen, noch wird schließlich ein Analysemodell systematisch angeeignet, mit dem der praktizierende Lehrer in der Lage wäre, methodisch geregelt aus seiner Praxis heraus Erfahrungen abzuleiten, nach denen er nicht zur bloßen Anpassung an den Betrieb oder zur Produktion pädagogischer Intuitionen verurteilt bleibt.